In einem Offenen Brief an die römische Glaubenskongregation haben die fünf großen katholischen Frauenverbände im deutschsprachigen Raum eine Aufhebung des Segnungsverbots für homosexuelle Paare gefordert. Die Verbände, die zusammen eine Million Mitglieder zählen, fordern eine Erneuerung der Sexual- und Beziehungsethik der katholischen Kirche.

Beteiligt sind die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö), der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF), die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) und die Katholische Frauenbewegung Südtirol (kfb).

Aufgabe der Kirche sei es, die Liebe Gottes in der Welt sichtbar zu machen, und das bedeute auch, sich gegen Homophobie zu wenden, schreiben die Verbände in dem am Donnerstag veröffentlichten Brief. "Gottes Liebe ist allen Menschen zugesagt, unabhängig von ihrer sexuellen Ausrichtung." Sexualität sei Teil der Schöpfung. Verantwortete sexuelle Liebesbeziehungen könnten "nicht auf die Ehe reduziert" werden.

Die Glaubenskongregation - die oberste Wächterinstanz über die katholische Lehre - hatte im vergangenen Monat verkündet, dass Segnungen von homosexuellen Beziehungen nicht zulässig seien, da diese Verbindungen ihrem Wesen nach "nicht auf den Plan des Schöpfers hingeordnet sind".

Dabei verwies die Kongregation auch auf die Einschätzung homosexueller Beziehungen, die Papst Franziskus gemeinsam mit den Bischöfen der Kirche 2016 in seinem Schreiben "Amoris laetitia" vorgenommen hatte: "Es [gibt] keinerlei Fundament dafür, zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn."

Die Erklärung wurde international auch von Bischöfen kritisiert, unter anderem vom Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, der von einem "Kommunikationsfehler" sprach. Das Verbot der Glaubenskongregation bezieht sich nicht auf die Segnung von homosexuellen Einzelpersonen.