
"Dort wartet ein schreckliches Vegetieren, eine Art lebenslange Todesstrafe, die Julian nicht lange überleben würde": Stella Moris wählte eindringliche Worte, als sie die mögliche Zukunft ihres Partners ausmalte. Julian Assange, in der öffentlichen Wahrnehmung zwischen hasardierendem Hacker und mutigem Märtyrer verhaftet, erwartet eine Entscheidung, die sein restliches Leben elementar beeinflussen wird: Heute Vormittag soll in London die – erstinstanzliche – Gerichtsentscheidung über eine Auslieferung des Wikileaks-Gründers in die USA fallen. Dort drohen bis zu 175 Jahre Haft.
Seit mittlerweile 20 Monaten sitzt der heute 49-jährige Australier in Einzelhaft im gefürchteten Londoner Belmarsh-Hochsicherheitsgefängnis. Dort untergebracht: die berüchtigsten Terroristen, Mörder und Sexualverbrecher des Vereinigten Königreichs. Assanges letzte Hoffnungen – und die seiner Anhänger – erfüllten sich in den letzten Monaten nicht: Der Politaktivist wurde vor der Urteilsverkündung nicht begnadigt.