Nach der verheerenden Explosion in Beirut mit mehr als 130 Toten und Tausenden Verletzten geht die Suche nach der Ursache der Detonation weiter. Eine Untersuchungskommission der Regierung soll dem Kabinett innerhalb von fünf Tagen einen ersten Bericht vorlegen.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron strebt einen Vertrag für den Wiederaufbau des Libanons an. Bei dem Besuch des 42-Jährigen in Beirut am heutigen Donnerstag soll nach französischer Vorstellung eine Grundlage für eine solche Übereinkunft gelegt werden.

Die Ursache der Detonation ist noch unklar. Sie steht möglicherweise in Verbindung mit großen Mengen Ammoniumnitrat, die jahrelang im Hafen ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert worden sein sollen. Kritiker prangern Fahrlässigkeit an und sehen auch ein Versagen der politischen Führung des Landes. Die Chemikalie wird vor allem als Düngemittel verwendet. Sie führte schon mehrmals zu tödlichen Explosionen und wurde auch bei Anschlägen eingesetzt.

Welle der Hilfsbereitschaft

Die Katastrophe löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus - so schickten mehrere Länder Rettungsmannschaften mit Spürhunden und Experten für die Bergung von Verschütteten. Am Mittwochabend traf eine Maschine mit Hilfsgütern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ein. Dem Land fehlen unter anderem medizinische Güter. Nach Angaben von Gesundheitsminister Hassan Hamad kamen am Dienstag mindestens 135 Menschen ums Leben, etwa 5.000 weitere wurden verletzt. Unter den Trümmern werden weitere Vermisste vermutet.

Die heftige Detonation am Dienstag zerstörte große Teile des Hafens, der für die Versorgung des Landes zentral ist. Beobachter warnen, die Versorgungskrise in dem Land am Mittelmeer könnte sich weiter verschärfen, da es stark von Importen abhängig ist. Die Detonation zerstörte auch Getreidesilos im Hafen. Auch die umliegenden Wohngebiete wurden stark beschädigt.

Der Libanon leidet seit Monaten ohnehin schon an einer schweren Wirtschaftskrise, die große Teile der Bevölkerung in die Armut getrieben hat. Präsident Michel Aoun bat deshalb die internationale Gemeinschaft um schnelle Hilfe für sein Land.

Trump rätselt

Macron, der bisher in Südfrankreich Ferien macht, hatte bereits unmittelbar nach der Katastrophe im Hafen von Beirut Unterstützung zugesagt. In Frankreich, das als frühere Mandatsmacht immer noch eng mit dem Libanon verbunden ist, löste die Katastrophe Trauer und Entsetzen aus. Macron will nun nach eigenen Angaben eine "Botschaft der Brüderlichkeit und der Solidarität der Franzosen" überbringen.

US-Präsident Donald Trump relativierte seine ersten Äußerungen, es habe sich mutmaßlich um einen Anschlag gehandelt, und schloss am Mittwoch einen Unfall nicht aus. Er meinte im Weißen Haus, es könne sich um einen "Unfall" oder um einen "Angriff" gehandelt haben. Zum jetzigen Zeitpunkt wisse dies "niemand". Am Vortag hatte der US-Präsident mit der Aussage für Wirbel gesorgt, bei den Explosionen habe es sich mutmaßlich um einen Anschlag mit einer "Art von Bombe" gehandelt. Dies hätten ihm seine Generäle nahegelegt.

EU stellt Libanon Millionenhilfe bereit

Die EU hat dem Libanon nach der schweren Explosion in Beirut Nothilfe in Höhe von mehr 33 Millionen Euro zugesagt. Mit dem Geld soll zum Beispiel medizinische Ausrüstung finanziert werden, wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Donnerstag nach einem Gespräch mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Hassan Diab mitteilte.

Weitere Hilfen könnten je nach Einschätzung der humanitären Lage an Ort und Stelle folgen, hieß es. Von der Leyen bot dem Libanon zudem die Unterstützung der EU beim Wiederaufbau des zerstörten Teils der Stadt an.