Der 25. Juli 2000 war ein sonniger Dienstag: Auf dem Flughafen Paris-Charles de Gaulle machten sich heute vor 20 Jahren die 100 Passagiere und neun Besatzungsmitglieder des Charterfluges AF4590 in den Nachmittagsstunden startklar: Ein Flug an Bord einer (Aérospatiale-BAC) Concorde war auch Jahrzehnte nach dem Jungfernflug ein Erlebnis. Einmal in New York angekommen, wollten 99 der 100 Fluggäste eine Kreuzfahrt mit der "Deutschland" durch die Karibik antreten. Zwei Minuten nach dem Take-off zerschellt das erste Überschall-Passagierflugzeug im Linienflugdienst. Alle 109 Insassen und vier weitere Personen am Boden starben in einem im kollektiven Gedächtnis gebliebenen Unglück.

Was war passiert? Laut Gerichtsurteil hatte eine abgerissene Titan-Lamelle von einer Continental-Maschine, über die die Concorde gerollt war, einen Reifen zerfetzt. Gummiteile durchschlugen einen Tank des Flugzeugs (Kennzeichen F-BTSC) – der ausströmende Sprit ging in Flammen auf. Es war 16.43 Uhr, als die Schreckensnachricht des Towers an Piloten Christian Marty geht. „4590, Sie haben Flammen, Sie haben Flammen hinter sich.“ Die Maschine zieht einen Schweif aus brennendem Kerosin nach, während es müde von Runway 26 abhebt. Die Besatzung versucht, auf den Flughafen Le Bourget auszuweichen – erfolglos: 117 Sekunden nach der Meldung an die Concorde funkt der Tower an die Feuerwehr: „Absturz bei Le Bourget“.

Ende einer Luftfahrt-Ikone

Rettungskräfte fanden dort kein Leben mehr, nur noch ein brennendes Trümmermeer. Das Ende des zivile Geschwindigkeitsrekorde brechenden Jets mit der Schwenknase war nahe: Im August 2000 kam es zum Entzug der Typenzulassung durch die Luftaufsichten. Die Lizenz wurde zwar wieder erteilt – und die Concorde flog noch drei Jahre für British Airways und Air France. Das Konzept aber war nicht mehr zu halten. Am 26. November 2003 flog letztmals eine Concorde zum Herstellerwerk bei Bristol.

Das Unglück beschäftige die Gerichte jahrelang: 2010 verurteilte ein französisches Gericht Continental Airlines und einen Mechaniker wegen fahrlässiger Tötung. 2012 sprach ein Berufungsgericht die Fluggesellschaft von strafrechtlicher Verantwortung frei. Dennoch musste sie eine Million Euro Schadenersatz an Air France und 300.000 Euro an weitere Parteien zahlen. Kritiker hielten fest, dass es bereits zuvor zu ernsten Problemen mit den Reifen des hochgezüchteten Jets gekommen war. Zeugen wollen beobachtet haben, dass es den Pneu noch vor der Kollision mit dem Metallteil zerrissen hatte.

Der Mythos Concorde hielt sich indes lange: Am 21. Jänner 1976 hoben gleichzeitig zwei Maschinen zu den ersten kommerziellen Flügen ab, alle Welt schaute gebannt zu. 1985 setzte sich Phil Collins im Rahmen des Benefizkonzerts „Band Aid“ nach seinem Auftritt in London in die Concorde, um Stunden später auch in Philadelphia auf die Bühne zu gehen. 1996 schaffte sie den kürzesten Flug über den Atlantik: Eine Maschine legte die Strecke von London nach New York in 172 Minuten zurück. Der Glamourfaktor war enorm, wie auch der Preis für die Flugtickets: Inflationsbereinigt bezahlte man in den 1970er Jahren 20.000 Dollar, doch wegen enormer Spritkosten war kein Kapital daraus zu schlagen.

Bemerkenswert bleibt die Concorde, weil sie das erste und zugleich letzte Überschall-Passagierflugzeug im Linienbetrieb war. Dass die Menschheit in ihrem Bestreben nach Tempo wieder einen (bislang) dauerhaften Schritt zurückwich: rar.