Zwei Tage nach dem Brand in der Kathedrale von Nantes in Westfrankreich tappen die Ermittler im Dunkeln: Ein zunächst festgenommener Mann war am Montag wieder auf freiem Fuß, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der französische Staat will sich nach Angaben von Finanzminister Bruno Le Maire am Wiederaufbau der Sankt-Peter-und-Paul-Kathedrale beteiligen.

Der ehrenamtliche Helfer sei "nicht in die Tat verstrickt", sagte Staatsanwalt Pierre Sennes der Zeitung "Presse Ocean". Der 39-Jährige war vorübergehend von der Polizei in Gewahrsam genommen und befragt worden. Er hatte die Kirche am Freitagabend abgeschlossen. Nach dem Feuer am Samstag hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Brandstiftung eingeleitet. Wie Sennès sagte, war das Feuer an verschiedenen Stellen in dem Gotteshaus ausgebrochen. Die Brandherde lagen demnach weit voneinander entfernt. Experten der Polizei führten Untersuchungen in der Kathedrale durch.

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Nach den Worten von Kirchenvorstand Hubert Champenois war am Freitagabend noch "alles in Ordnung". Vor der Schließung der Kathedrale habe wie jeden Abend eine "sehr genaue Inspektion" stattgefunden, betonte Champenois. Finanzminister Bruno Le Maire nannte eine Beteiligung des Staates am Wiederaufbau der Kathedrale "Pflicht". Das gotische Gotteshaus gehöre zum Eigentum des Staats und sei Teil der französischen Kultur, sagte Le Maire dem Fernsehsender BFM-TV.

Obwohl Kirche und Staat in Frankreich nach der Verfassung getrennt sind, gilt der Staat als Eigentümer von mehr als 80 Kathedralen. Ihm obliegt nach einem Gesetz von 1905 teils der Unterhalt und die Reparatur der katholischen Gotteshäuser. Eine Schätzung zu den Kosten des Wiederaufbaus gibt es noch nicht. Der Feuerwehr zufolge brannte die große Orgel vollständig nieder. Unter anderem das große Buntglasfenster in der Fassade sowie Kunstobjekte wurden zerstört oder beschädigt. Der Feuerwehr war es erst nach rund zwei Stunden gelungen, den Brand zu löschen.

Der Brand in Nantes weckte bei vielen Franzosen Erinnerungen an den Großbrand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame im vergangenen Jahr. Die Schäden in der Sankt-Peter-und-Paul-Kathedrale sind jedoch nicht mit jenen in Notre-Dame vergleichbar, wie Feuerwehrchef Laurent Ferlay sagte. Das Wahrzeichen der französischen Hauptstadt war bei einem verheerenden Brand im April 2019 schwer beschädigt worden. Derzeit laufen noch die Arbeiten zur Absicherung des Gewölbes, der eigentliche Wiederaufbau soll im kommenden Jahr beginnen.

In der Kathedrale in Nantes hatte es zuletzt 1972 gebrannt. Damals hatte ein Dachdecker mit seinem Schneidbrenner ein Feuer im Dachstuhl ausgelöst. Die Kirche war zwischen 1434 und 1891 im Flamboyant-Stil der Spätgotik erbaut worden.