Der Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs im Jänner ist nach Einschätzung der iranischen Militäranklagevertretung auf menschliches Versagen zurückzuführen. Er sei nicht auf Anweisung führender Militärangehöriger erfolgt, erklärte Militärstaatsanwalt Golam Abbas Torki am Montag der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim zufolge.

Es gebe keinen Hinweis darauf, dass es einen Cyber-Angriff auf das iranische Raketen- oder Flugabwehrsystem gegeben habe. Torki sagte, in Zusammenhang mit dem Unfall seien drei Menschen festgenommen worden. Bei dem Abschuss der Boeing 737-800 der Ukrainian International Airlines waren alle 176 Menschen an Bord ums Leben gekommen.

Abschuss abgestritten

Das Flugzeug mit dem Ziel Kanada war Anfang Jänner kurz nach seinem Start in Teheran abgestürzt. Die iranische Führung hatte zunächst bestritten, das Flugzeug sei abgeschossen worden, und von einem technischen Defekt gesprochen. Westliche Geheimdienste waren in ersten Einschätzungen zu einem ähnlichen Schluss gekommen.

Später erhärtete sich aber der Verdacht, dass die Passagiermaschine von einer Rakete getroffen wurde. Nach tagelangem Leugnen räumte die iranische Führung ein, dass die Revolutionsgarden das Flugzeug versehentlich abgeschossen hatten, nachdem es nahe einer ihrer Militäreinrichtungen vorbeigeflogen war.

Damals war die Lage in der Region massiv angespannt, weil das US-Militär kurz zuvor den führenden iranischen General Qassem Soleimani, der sich im Irak aufhielt, gezielt getötet hatte. Nur wenige Stunden vor dem Abschuss der ukrainischen Maschine hatte der Iran aus Vergeltung Militärstützpunkte im Irak mit Raketen beschossen, die von US-Soldaten und internationalen Truppen genutzt werden. Der Iran war auf einen Gegenschlag der USA eingestellt gewesen.