Nach einem Protestaktion beim UN-Klimagipfel in Madrid sind rund 300 Aktivisten von der COP25 ausgeschlossen worden. Die Demonstranten mussten das Messegelände am Mittwoch verlassen und ihre Konferenzpässe abgeben. Österreichische Klima-Aktivisten waren von dem Ausschluss ebenfalls betroffen, konnten ihre Konferenzpässe vorerst jedoch behalten.

Teilweise wurden den Aktivisten die Badges jedoch von der Polizei abgenommen, dies auch bei Menschen, die an der Aktion unbeteiligt waren, sagte Ariane Wrumnig aus Wien gegenüber der APA. Die Teilnehmenden wurden aus der Konferenzhalle in einen Innenhof geleitet. Zuvor wurden die Protestierenden im Gebäude von der Polizei eingekesselt. Zum Teil sei die Exekutive brutal vorgegangen, berichteten österreichische Vertreter der Bewegung FridaysForFuture. Auch vor dem Gelände war eine Protestaktion im Gange, sagte Anika Dafert. Sie kritisierte das Vorgehen der Exekutive.

Bereits gestern, zu Beginn der Verhandlungen auf ministerieller Ebene, wurden den NGOs jegliche Aktionen untersagt, berichtete Maximilian Fuchslueger, ein 19-jähriger Student aus Wien. Dafert sagte, dass sie sogar ihre zwei grünen Striche, die sie sich auf ihre Wangen gemalt hatte, anmelden musste. Eine unautorisierte Aktion von FridaysForFuture am Vormittag - nach der Rede von Greta Thunberg - blieb noch ohne Sanktionen seitens der Security oder der Polizei. Da wurden die Aktivisten verwarnt, dass ihnen die Badges, mit denen man Zugang zum COP-Gelände erhält, abgenommen würden.

Die Aktivisten hatten vor dem Saal, in dem das Plenum tagt, einen sogenannten "Cacerolazo", eine in Chile übliche Form des Protestes, abgehalten, bei der die Teilnehmer auf Töpfe und Pfannen schlagen. In Madrid behalfen sich die Demonstranten mit Trinkflaschen und riefen "Klima-Gerechtigkeit jetzt!" und "Schande über Euch! Schande, Schande, Schande!". Nach einigen Minuten schritten die Sicherheitskräfte ein. Es kam zu Handgemengen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften.

Die Aktivisten wurden schließlich von UN-Sicherheitskräften auf einen Parkplatz gedrängt und dort zunächst festgehalten. Journalisten wurde der Zugang zu Ihnen verwehrt. Die UNO reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

Nachhaltig verstört

Auf dem Messegelände Ifema gibt es zudem auch eine Filiale der US-Schnellrestaurantkette Burger King, beim Catering gar Wasser vom bei Umweltschützern eher unbeliebten Konzern Nestle, und in einem der sieben Pavillons hat sie in der "Green Zone" Stände von Energieunternehmen erblickt, "die gar nicht grün sind. Das sind Dinge, die einen zweifeln lassen, wofür das alles veranstaltet wird". Die Erwartungen an die COP25 sind indes nicht sehr groß: "Ich hab Angst davor, dass nichts passiert und dass es dann Revolutionen gibt."

Auch die 17-jährige Salzburger Schülerin und FridaysForFuture-Aktivistin Anika Dafert ist zum ersten Mal auf einer Conference of the Parties (COP) und konnte im Lauf der ersten Woche auch einige der Verhandlungen auf Beamtenebene mitverfolgen. Sehr detailreich seien die Diskussionen gewesen - und unverständlich. "Für einen intelligenten Menschen, der sich soviel mit Thema beschäftigt hat, ist es traurig, wenn man nicht versteht, was und warum etwas diskutiert wird", schilderte sie. Manchmal käme es fast so rüber, dass dahinter Absicht stecke, "damit wir nicht sehen, was eigentlich nicht passiert", stellte Dafert fest.

Die Salzburgerin hat die Hoffnung trotz dieser eher frustrierenden Erfahrung nicht aufgegeben: "Wenn irgendwas passiert, dann muss es jetzt sein. Es ist für mich kein Mindset, dass eh alles wurscht ist", erläuterte sie ihre Haltung. Von einem EU-Parlamentarier habe sie zudem gehört, dass "der Druck auf die Politiker groß ist, auch wenn man das nicht direkt merkt". Und Pläne für die nächste Klimakonferenz in Glasgow hat sie bereits in Madrid geschmiedet. "Ich überlege mir, wie man die COP so unter Druck setzen kann, dass 'sie' mehr machen als einen coolen Hashtag hinzuschreiben."

Mehr Druck

"Nicht viel", lautete die Antwort von Maximilian Fuchslueger, einem 19-jährigen Wiener Studenten und Aktivisten der Umweltbewegung FridaysForFuture, auf die COP-Frage. "Mehr Druck aus der Bevölkerung", lautete seine Hoffnung. Die UN-Konferenz macht auf den Studenten einen eher kraftlosen Eindruck: Als am vergangenen Freitag gemeinsam mit Thunberg in Madrid demonstriert wurde, "war da viel mehr Energie zu spüren als hier".

"Man sollte die Menschen schützen und nicht die wirtschaftlichen Interessen" stellte Matthias Zaussinger erst einmal fest und schildert seine COP-Erfahrung als "teilweise auch sehr frustrierend". Der Wiener kam ebenfalls im Zuge der Aktion "Sail to the COP" nach Madrid und hat dort eine "elitäre Veranstaltung" vorgefunden, junge Leute gab es hingegen kaum zu sehen, beklagte der 27-jährige Student. Ebenso vermisste er die "climate action", dabei sei es groß angekündigt worden, dass es eine COP der Aktionen sein wird. Wie es weiter gehen soll, sei im Endeffekt schwierig zu sagen, eines steht für ihn aber fest: "Entweder schaffen wir in den nächsten zwei Jahren massive Umstellungen, und wenn nicht, kann ich mir vorstellen, dass das System sonst anfängt zu kippen."