Am Freitagnachmittag hatte nach Polizeiangaben ein 28-jähriger Mann an der London Bridge im Zentrum von London auf mehrere Menschen eingestochen. Ein Mann und eine Frau erlagen nach den Messerattacken ihren Verletzungen. Verletzt wurden zudem ein weiterer Mann sowie zwei Frauen. Der mutmaßliche Angreifer wurde nach einer Rangelei mit Passanten von der Polizei erschossen.

Wie englische Medien berichten, hatte der Täter Verbindungen zu "islamistischen terroristischen Vereinigungen". Er sei polizeibekannt gewesen, berichtete die britische Nachrichtenagentur Press Association (PA) unter Berufung auf Sicherheitskreise. Laut der Zeitung "The Times" war der Mann schon einmal in Zusammenhang mit "islamistischen Terrorvergehen" bereits einmal verurteilt worden. Er sei vor rund einem Jahr aus dem Gefängnis entlassen worden. Mit der Auflage, eine elektronische Fußfessel zu tragen. 

Er habe eine Bombenattrappe am Körper getragen, sagte der Chef der britischen Anti-Terror-Polizei, Neil Basu, bei einer Pressekonferenz am Abend. Die Behörden gehen von einem Einzeltäter aus. Sicherheitsminister Brandon Lewis sagte am Samstag dem TV-Sender Sky News zufolge, die Polizei fahnde nicht nach weiteren Verdächtigen. Die Zahl der Polizeistreifen in der britischen Hauptstadt ist nach der tödlichen Attacke an der London Bridge indessen erhöht worden. 

Der IS beanspruchte den Anschlag am Samstag für sich. Der Täter gehöre "zu den Kämpfern des IS" und sei Aufrufen zu Angriffen auf Bewohner jener Länder gefolgt, die der internationalen Anti-IS-Koalition angehören, erklärte Amaq, das Propagandaorgan des IS, am Samstag im Messengerdienst Telegram. Der Terrorexperte Peter Neumann vom Londoner King's College hält die Mitteilung für echt. Er gab aber zu bedenken, dass es sich lediglich um eine Behauptung der Terrormiliz handle. Sie beinhalte keine Details oder Täterwissen.

Die Entlassung Usman Khans vor rund einem Jahr war Medienberichten zufolge routinemäßig erfolgt. Die zuständige Kommission (Parole Board) teilte am Samstag mit, sie sei nicht an der Entscheidung beteiligt gewesen. Premierminister Boris Johnson sprach sich bei einem Besuch am Tatort am Samstag für härtere Strafen für Schwer- und Gewaltverbrecher und gegen vorzeitige Haftentlassungen aus. "Wir plädieren dafür, dass die Leute die Haftstrafe absitzen sollte, zu der sie verurteilt wurden", sagte der konservative Regierungschef. Er lobte Einsatzkräfte und Passanten, die geholfen hatten, den Attentäter zu stoppen.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan erklärte, es handle sich offensichtlich um einen einzelnen Täter und es werde nach niemandem mehr gesucht. Khan würdigte zudem den Mut von Bürgern, die den Angreifer entwaffnet hätten. Videos im Netz zeigen einen Mann, offenbar ein Koch polnischer Abstammung, der trotz Warnung des Angreifers, die Bombe zu zünden, mit einem Stoßzahn eines Narwals versucht, den Täter abzuwehren. Ein zweiter Mann besprüht ihn gleichzeitig mit einem Feuerlöscher.

Auf einem Twitter-Video war zu sehen, wie mehrere Passanten auf dem Fußweg der Brücke mit einer am Boden liegenden Person ringen und dann von der Polizei weggeleitet werden. Kurz darauf fallen Schüsse. Premierminister Boris Johnson unterbrach seinen Wahlkampf und sagte, die Ermittlungen liefen. Alle in die Tat verwickelten Personen würden zur Rechenschaft gezogen.

"Atemberaubendes Heldentum"

Die Polizei teilte mit, sie sei gegen 14 Uhr Ortszeit zunächst wegen einer Messerstecherei alarmiert worden. Der Verdächtige sei später von Spezialeinsatzkräften der Londoner Polizei erschossen worden, sagte Basu. Der Sprengstoffgürtel, den er am Körper getragen habe, habe sich als Attrappe erwiesen.

Dies hätten die Personen aber nicht gewusst, die den Angreifer überwältigten, sagte Bürgermeister Khan. "Sie liefen wortwörtlich der Gefahr entgegen, ohne zu wissen, was sie erwartet." Sie hätten deshalb "atemberaubendes Heldentum" bewiesen und seien "die Besten".

Zahlreiche Rettungskräfte waren im Einsatz. Die Brücke wurde von den Behörden gesperrt. Der Verkehr dort kam zum Erliegen. Auf TV-Bildern war zu sehen, wie zahlreiche Menschen das Gebiet fluchtartig verließen. Gebäude rings um die über die Themse führende Brücke wurden evakuiert.

Johnson sagte am Abend, aller Wahrscheinlichkeit sei die Lage unter Kontrolle. Großbritannien werde sich niemals von solchen Angriffen spalten oder einschüchtern lassen. Er fügte hinzu, ihm drängten sich Erinnerungen an Juni 2017 auf.

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Mehrere Menschen erlitten Stichverletzungen. Dem Londoner Bürgermeister Sadiq Khan zufolge wurden einige davon schwer verletzt. Genaue Angaben über ihren Gesundheitszustand gab es zunächst nicht. Britische Medien berichteten am Abend über bis zu zwei Todesopfer.

Die Polizei rief Zeugen dazu auf, Hinweise und Videos vom Tathergang einzureichen. Offenbar hatten Passanten versucht, den Angreifer zu überwältigen. Einem BBC-Reporter zufolge, der am Tatort war, hatten mehrere Menschen versucht, einen Mann zu Boden zu drücken. Dann seien Schüsse gefallen.

Mehrere Videos, die in sozialen Medien kursierten, schienen diesen Hergang zu bestätigen. Zu sehen ist beispielsweise, wie Menschen auf der Brücke miteinander ringen. Ein Mann, der dem Angreifer offenbar ein Messer entwenden konnte, bringt es außer Reichweite. Ein drastisches Video zeigt, wie Polizisten auf einen Mann schießen, nachdem sie einen anderen in Sicherheit gebracht haben.

Premierminister Boris Johnson teilte per Twitter mit, er werde über den Vorfall auf dem Laufenden gehalten, und dankte den Einsatzkräften für ihre "unverzügliche Reaktion". Medienberichten zufolge kehrte Johnson von einem Wahlkampfauftritt in die Downing Street zurück. Auch er lobte die "außerordentliche Tapferkeit" der Passanten. Seine Gedanken seien bei den Betroffenen, ließ Oppositionschef Jeremy Corbyn von der Labour-Partei per Twitter wissen. Die Briten wählen am 12. Dezember ein neues Parlament.

Eine Solidaritätsbekundung kam auch aus Washington. US-Präsident Donald Trump sei über den Angriff an der London Bridge unterrichtet worden und verfolge die Situation. "Die Vereinigten Staaten verurteilen alle schrecklichen Gewalttaten gegen unschuldige Menschen scharf. Und wir sagen unserem Verbündeten, dem Vereinigten Königreich, unsere volle Unterstützung zu", teilte ein Sprecher des Weißen Hauses mit.

Die Brücke und ihre Umgebung wurden weiträumig abgesperrt. Das werde auch noch für einige Zeit so bleiben, sagte Chefermittler Basu. Die London Bridge ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit einem betriebsamen Bahnhof, sie verbindet den Finanzdistrikt City of London mit dem Bezirk Southwark südlich der Themse.

Im Juni 2017 starben in der britischen Hauptstadt acht Menschen, nachdem Terroristen mit einem Transporter erst drei Menschen auf der London Bridge umgefahren und anschließend fünf weitere am Borough Market erstochen hatten. Polizisten erschossen die drei Täter. Im März desselben Jahres fuhr ein Angreifer mit einem Auto auf der Westminster Bridge in mehrere Fußgänger, vier Passanten starben. Der Mann erstach zudem einen Polizisten, ehe er von der Polizei erschossen wurde.