Albanien wurde erschüttert. Am frühen Dienstagmorgen wurde vor allem der an der Mittelmeerküste gelegene Westen des Balkanlandes von einem Erdbeben der Stärke 6,4 heimgesucht – dem stärksten Beben der vergangenen 20 bis 30 Jahre, weitere Nachbeben folgten.

In der Hafenstadt Durres, der Hauptstadt Tirana und Umgebung stürzten unzählige Häuser ein. Die Erschütterung war im gesamten Balkanraum und Teilen Italiens und Griechenlands spürbar. Die offizielle Opferzahl lag am Dienstagabend bei 20 Toten und mindestens 600 Verletzten. Diese Zahlen dürften aber noch deutlich steigen, da noch zahllose Menschen unter den Trümmern vermutet werden, wie das albanische Verteidigungsministerium bekannt gab.

Die albanische Regierung ist nun gefordert. Ministerpräsident Edi Rama sagte seinen für heute geplante Besuch in Berlin ab und reiste in die am schwersten betroffene Stadt Durres, um sich ein Bild von der Lage zu machen. „Alle Staatsorgane wurden vom ersten Augenblick an mobilisiert, um jedes Menschenleben zu retten“, erklärte er.

Hilfe aus dem Ausland

Auch Hilfe aus anderen Ländern wurde rasch zugesagt und Spezialkräfte entsandt – etwa aus Deutschland, Griechenland, Italien, Serbien, Montenegro und dem Kosovo. Auch Mitarbeiter von Rotes Kreuz, Caritas und Samariterbund sind in Albanien im Hilfseinsatz. Noch ist das gesamte Ausmaß des Schadens nicht absehbar.

„Die Menschen sind traumatisiert“, erzählt Fabiola Laco Ergo, Leiterin der albanischen NGO „Today for the Future“, einer Partnerorganisation der Caritas, die sich für gewöhnlich auf Schutz und Hilfe für Minderheiten konzentriert. Derzeit versuchen ihre Mitarbeiter die Not jener zu lindern, die ihr Heim verloren haben.

Die Soforthilfe-Maßnahmen der Behörden lobt Ergo, übt aber auch Kritik. „Vor einem Jahr hatten wir auch ein starkes Beben. Damals hat die Regierung versprochen, zu helfen. Die Leute warten bis heute darauf – und haben jetzt neue Sorgen“, sagt sie. Auch deshalb ist jede Hilfe für Albanien willkommen.