Von den 39 Vietnamesen, deren Leichen im Oktober in einem Kühllastwagen in Großbritannien gefunden wurden, haben sich laut einem Bericht mehrere vor ihrem Tod in Berlin aufgehalten. So sei beispielsweise die 19-jährige Thi N. knapp vier Wochen vor ihrem Tod in der deutschen Hauptstadt gewesen, berichtete der Sender rbb am Freitag.

Die Auswertung des Facebook-Profils von Thi N. habe ergeben, dass die junge Frau bereits im August ihr Heimatdorf 170 Meilen südlich von Hanoi verlassen habe, heißt es in dem Bericht. Die Route der Schlepper habe sie über China und dann einen bisher unbekannten Weg nach Berlin geführt. Von dort sei sie in den belgischen Hafen von Zeebrugge gebracht worden, wo sie schließlich in dem Container nach Essex in Großbritannien verschifft wurde.

Über Russland in die EU

Zu den in dem Kühlcontainer erstickten Vietnamesen zählten dem Bericht zufolge mindestens drei Minderjährige: zwei 15-Jährige und ein 17-Jähriger. In den vergangenen Jahren hätten Schleppungen von jungen Vietnamesen nach Westeuropa stark zugenommen, berichtete rbb24 Recherche. Die Route führe dabei häufig über Russland, die baltischen Staaten und Polen nach Berlin.

Viele der aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Vietnamesen würden nach einem Aufenthalt in Berlin von international operierenden Schlepperbanden weiter nach Großbritannien gebracht, heißt es in dem Bericht. Dort müssten sie häufig in Cannabis-Plantagen oder Nagelstudios ihre Schulden bei abarbeiten.

Totschlag, Menschenhandel, Geldwäsche

Die Leichen von 31 Männern und acht Frauen aus Vietnam waren in der Nacht zum 23. Oktober in einem Industriegebiet östlich von London in einem Lkw-Kühlcontainer entdeckt worden. Dieser war kurz zuvor per Fähre über den Ärmelkanal nach Großbritannien gekommen.

Der aus Nordirland stammende Lkw-Fahrer wurde in Untersuchungshaft genommen. Dem 25-Jährigen werden Totschlag, Verschwörung zum Menschenhandel und Geldwäsche zur Last gelegt. Außerdem wurden mehrere weitere Verdächtige festgenommen.