Auf einem Armeestützpunkt in Sibirien hat ein russischer Soldat acht Kameraden erschossen und zwei weitere schwer verletzt. Der Vorfall habe sich am Freitag während eines Wachwechsels auf einem Stützpunkt in der Region Tschita ereignet, berichtete das Verteidigungsministerium in Moskau.

Der Soldat sei festgenommen worden. Auslöser der Tat sei offenbar ein "Nervenzusammenbruch" gewesen, der nicht im Zusammenhang mit dem Militärdienst des Mannes stehe, so das Ministerium. Laut den Ermittlungsbehörden handelt es sich bei dem Schützen um einen Wehrdienstleistenden. Gegen ihn werde wegen Mordes ermittelt.

Der Militärstützpunkt liegt in der Stadt Gorny, die für die Öffentlichkeit gesperrt ist und nur mit spezieller Genehmigung betreten werden darf. Geleitet wird er von einer Abteilung des Verteidigungsministeriums, die für das russische Atomwaffenarsenal zuständig ist.

Andrej Kuroschkin von der Soldatenorganisation Komitee der Soldatenmütter erklärte, derartige Gewaltausbrüche in Kasernen und auf Militärstützpunkten seien im Allgemeinen die Folge von Misshandlungen und Verzweiflung. "Die Vorgesetzten verschließen die Augen vor Fällen von systematischem Mobbing", sagte er. Die Opfer hätten keinerlei Möglichkeit, sich zu beschweren oder Hilfe zu holen, weil ihre Mobiltelefone eingezogen und alle Gespräche mit Verwandten überwacht würden.

Wenn Fälle von Misshandlung in der Armee doch einmal untersucht würden, "kommen Ermittler und befragen Soldaten, denen zuvor genau gesagt worden ist, was sie sagen sollen", so Kuroschkin. Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums lehnte einen Kommentar ab. In Russland gilt Wehrpflicht für alle Männer im Alter zwischen 18 und 27 Jahren.