Der Attentäter von Halle soll sich bereits 2015 im "Darknet" eine Schusswaffe besorgt haben. Das berichteten mehrere Teilnehmer einer nicht-öffentlichen Sitzung des Innenausschusses des Deutschen Bundestages am Mittwoch unter Berufung auf Generalbundesanwalt Peter Frank. Im versteckten Teil des Internets soll der Täter auch Bauteile für die Waffen, die er selbst gebaut hat, bestellt haben.

Am Mittwoch vor einer Woche hatte der Deutsche schwer bewaffnet versucht, in die Synagoge im ostdeutschen Halle an der Saale einzudringen, wo rund 50 Gläubige den jüdischen Feiertag Jom Kippur begingen. Als der Plan misslang, erschoss der Täter auf der Straße eine 40 Jahre alte Frau und kurz darauf einen 20-jährigen Mann in einem Döner-Imbiss. Es gab mehrere Verletzte. Der 27-Jährige ist in Untersuchungshaft. Er hat die Tat gestanden und dabei antisemitische und rechtsextreme Motive eingeräumt.

Der Täter hatte beim Militär Ende 2010 Wehrdienst geleistet. Ein Chemie-Studium brach er ab.

Wohnung durchsucht

Ein Mann aus dem nordrhein-westfälischen Mönchengladbach steht indes laut Medienberichten im Verdacht, das sogenannte "Manifest" des mutmaßlichen Halle-Attentäters Stephan B. im Internet verbreitet zu haben. Polizisten suchten den Verdächtigen am Wochenende in seiner Mönchengladbacher Wohnung auf, wie am Mittwoch veröffentlichte Recherchen von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" ergaben.

Am Mittwochmorgen wurde demnach die Wohnung des Mannes mit richterlichem Beschluss durchsucht. "Mit Blick auf die laufenden Ermittlungen kann ich mich zum Sachverhalt derzeit nicht äußern", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach, Jan Steils, den Berichten zufolge. Gegen den Mann wird laut WDR, NDR und "SZ" offenbar wegen Verdachts der Volksverhetzung ermittelt.

Hinweis aus dem Ausland

Die mit der Aufklärung des Anschlags in Halle betrauten Ermittler des Bundeskriminalamtes (BKA) konnten den Verdächtigen aus Mönchengladbach demnach durch einen Hinweis aus dem Ausland identifizieren. US-Behörden sollen zuvor die IP-Adressen des von dem Mann genutzten Computers übermittelt haben. Der Mönchengladbacher steht laut den Berichten im Verdacht, das rund 15-seitige PDF-Dokument, das B. erstellt haben soll, sehr zeitnah zur Tat im Internet veröffentlicht zu haben.

Der Mann soll der Polizei bereits am Wochenende bereitwillig seinen Computer ausgehändigt haben, wie die Recherchen von WDR, NDR und "SZ" weiter ergaben. Er soll zudem erklärt haben, B. nicht zu kennen. Politisch sei er selbst eher "links". Weder Polizei noch Verfassungsschutz sei der Mann aus Mönchengladbach als Extremist bekannt.

Die BKA-Ermittler gehen den Berichten zufolge dem Verdacht nach, dass der Mönchengladbacher mit dem Attentäter von Halle an der Saale in Verbindung gestanden haben und über die geplante Tat informiert gewesen sein soll.

B. sitzt in Untersuchungshaft. Er soll am Mittwoch vergangener Woche vergeblich versucht haben, in die Synagoge von Halle einzudringen, um aus antisemitischen und rechtsextremistischen Motiven die dort versammelten Gläubigen zu töten. Nachdem ihm das Eindringen misslang, soll er eine 40-jährige Frau und einen 20 Jahre alten Mann erschossen haben.