Das zweite Mal innerhalb weniger Tage hat ein Erdbeben die Marmararegion vor der Millionenmetropole Istanbul erschüttert. Das Beben der Stärke 5,8 war am Donnerstag bis ins Zentrum Istanbuls zu spüren. Der Erdbebenherd lag im Marmarameer vor dem Bezirk Silivri und in rund sieben Kilometern Tiefe, wie die Katastrophenschutzbehörde Afad mitteilte.

Bereits am Dienstag hatte ein Beben der Stärke 4,6 die Region erschüttert. Der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu teilte auf Twitter mit, Verletzte oder Schäden seien zunächst nicht gemeldet worden. Der Staatssender TRT zeigte Menschen, die in Panik aus den Häusern rannten. Schüler wurden im Bezirk Silivri aus Sicherheitsgründen aus den Gebäuden gebracht. Einige Schüler weinten, wie auf Bildern zu sehen war.

Besonders erdbebengefährdet

Der Chef des türkischen Roten Halbmonds, Kerem Klinik, warnte via Twitter vor Nachbeben. Er rief die Menschen dazu auf, von Gebäuden fernzubleiben, die sichtbare Schäden erlitten hätten. Istanbul gilt als besonders erdbebengefährdet. Unter dem Marmarameer liegt ein Abschnitt der sogenannten Nordanatolischen Störung, die die Grenze zwischen der eurasischen und der anatolischen Erdplatte markiert.

Eines der tödlichsten Beben war eines der Stärke 7,6 im Jahr 1999 in der Nähe Istanbuls. Das Epizentrum lag damals in Gölcük südöstlich Istanbuls. Mehr als 17.000 Menschen kamen ums Leben.

Forscher erwarten ein weiteres starkes Beben in der Region, wann ist jedoch unklar. Erst im Juli haben Wissenschafter um den Kieler Geophysiker Dietrich Lange vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung erhebliche tektonische Spannungen unter dem Marmarameer gemessen. Sie würden reichen, um ein Beben der Stärke 7,1 bis 7,4 auszulösen, wie die Wissenschafter schrieben.

Erst zum 20. Jahrestag des Gölcük-Bebens im August hatte die Bauingenieurskammer von Istanbul gewarnt, dass geschätzt eine Million Gebäude in Istanbul nicht erdbebensicher seien.