In einem als besonders gefährlich geltenden Chemiewerk in der nordfranzösischen Stadt Rouen ist am Donnerstag ein Großbrand ausgebrochen, der auch die Wasserqualität der Seine bedrohte. Es bestehe "das Risiko, dass die Seine durch überlaufende Rückhaltebecken verschmutzt wird", sagte der Präfekt der Normandie, Pierre-Andre Durand, am Donnerstag.

Die Feuerwehr bemühe sich, gefährliche Chemieprodukte von den Flammen fernzuhalten. Das Feuer konnte den Einsatzkräften zufolge am Nachmittag eingedämmt, aber zunächst nicht gelöscht werden. Über der Fabrik und dem angrenzenden Gebiet, in dem rund 500.000 Menschen leben, stand eine riesige Rauchwolke. In der Luft lag ein beißender Gestank.

"Extrem gefährliches Feuer"

"Oberste Priorität haben die Innenanlagen des Unternehmens", sagte Feuerwehrchef Jean-Yves Lagalle. Es handle sich um ein "extrem gefährliches Feuer für die Einsatzkräfte", das nur mit einem Schaumkonzentrat gelöscht werden könne. Einige Chemikalien seien vorsichtshalber aus der Fabrik entfernt worden, sagte Einsatzleiter Marc Vitalbo. Die Feuerwehr war mit rund 200 Löschfahrzeugen im Einsatz.

Die Präfektur der Normandie richtete einen Krisenstab ein. Anrainer wurden aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen. Gebäude im Umkreis von 500 Metern wurden evakuiert. Schulen und Kindergärten blieben geschlossen. Laut Behördenangaben gab es zunächst keine Verletzten.

Nicht der erste Zwischenfall

In dem Chemiewerk am Ufer der Seine werden Zusatzstoffe für Schmierstoffe hergestellt. Die Fabrik gehört zum Unternehmen Lubrizol von US-Millionär Warren Buffett. Das Werk ist Seveso-klassifiziert. Nach einer EU-Richtlinie gelten damit besonders strenge Sicherheitsauflagen.

In dem Werk arbeiten rund 400 Menschen. Die Chemiefabrik sorgte bereits in der Vergangenheit für Schlagzeilen, etwa als 2013 durch ein Leck das Gas Methanthiol entwich und die Umgebung weitreichend nach faulen Eiern roch. Im Jahr 2015 flossen nach einem Betriebsunfall rund 2.000 Liter Mineralöl ins Abwassersystem der Stadt.