Der Weltklimarat (IPCC) befasst sich ab Freitag auch mit der Frage, wie sich die Ernährung einer rapide wachsenden Weltbevölkerung sicherstellen lässt, ohne die Natur und damit die Existenzgrundlage zu zerstören. Neben der Massen-Fleischproduktion sei die Lebensmittelverschwendung ein großes Problem, kritisierten Umweltschutzorganisationen.

Lang ignorierte Frage

Experten zufolge wurde die Frage, wie sich Land effizient nutzen lässt, lange Zeit ignoriert. Klimawandel und Landsysteme sind nach Angaben der Vize-Chefin der US-Naturschutzorganisation The Nature Conservancy, Lynn Scarlett, eng miteinander verflochten: "Wenn wir uns anschauen, was der Klimawandel bewirkt und was zur Klimaerwärmung beiträgt, spielen die Landsysteme bei beidem eine unglaublich wichtige Rolle", sagte Scarlett.

Nach ihren Angaben sei die Landnutzung etwa durch Landwirtschaft und die Abholzung der Wälder für rund ein Viertel der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. "Die Auswirkungen sind beträchtlich, und sie zeigen sich jetzt schon und nicht erst in ferner Zukunft", warnte die Expertin.

Rund ein Drittel der Landfläche weltweit und Dreiviertel des gesamten Frischwassers werden inzwischen für Landwirtschaft verwendet. Angesichts des erwarteten Anstiegs der Weltbevölkerung auf zehn Milliarden Menschen bis zur Mitte des Jahrhunderts wächst die Sorge, dass die derzeitigen Systeme schon bald an ihre Grenzen stoßen.

Ein Problem ist neben der Massen-Fleischproduktion die Lebensmittelverschwendung: Schätzungen zufolge landen rund 30 Prozent aller Nahrungsmittel im Müll - und tragen weiter zur schlechten CO2-Bilanz bei. "Obwohl der Boden mehr als genügend Nahrungsmittel für alle hergibt, müssen immer noch 820 Millionen Menschen jeden Abend hungrig ins Bett gehen", sagte Stephan Singer, Energieberater des Dachverbands Climate Action Network. "Der Umgang mit Nahrung ist wenig nachhaltig", kritisierte er.

Monokulturen überall

Hinzu komme die zunehmende Nutzung von Monokulturen wie etwa Soja, die maßgeblich zur Zerstörung der Wälder beitragen. Jedes Jahr verschwinden Tropenwälder von der Größe Sri Lankas - und mit ihnen die Möglichkeit, große Mengen CO2 zu absorbieren. Gleichzeitig bilden sich mehr und mehr Wüsten, werden die Lebensräume für Menschen und Tiere zerstört. Auch darauf wird der Sonderbericht eingehen.

"Dieser Bericht erscheint zu einem entscheidenden Zeitpunkt, denn die Landwirtschaft ist gleichzeitig Opfer und Treiber des Klimawandels", meinte Teresa Anderson von der internationalen Nichtregierungsorganisation ActionAid. "Wir müssen weg von der schädlichen Agrarindustrie, die auf Chemie setzt, die Abholzung antreibt und Treibhausgase ausstößt".