Die extreme Hitzewelle in Europa steuert kurz vor ihrem Ende auf weitere Rekorde zu: In einer Stadt in Niedersachsen ist mit 42,6 Grad ein neuer deutscher Höchstwert ermittelt worden und auch Brüssel und Paris, Amsterdam und London meldeten den heißesten Tag seit Beginn der Messungen. Für Österreich zeichnet sich ab, dass dieser Sommer zumindest zu den fünf heißesten der Messgeschichte zählen wird.

In Deutschland zeigten die Thermometer vor allem entlang des Rheins bereits zu Mittag deutlich über 35 Grad. Im niedersächsischen Lingen wurden 42,6 Grad gemessen - ein Allzeitrekord. Um 15.10 Uhr waren an der gleichen Messstation 41,5 Grad verzeichnet worden. Damit wurde in Deutschland erstmals seit Beginn der Temperatur-Aufzeichnungen die 41 Grad-Marke geknackt.

Bis Freitag soll sich das Hitzehoch "Yvonne" von der südwestlichen in die nördliche Ostsee verlagern, die Temperaturen sollen leicht zurückgehen.

In Belgien wurde mit 40,6 Grad Celsius der am Mittwoch aufgestellte Rekord gleich gebrochen. Nach jüngsten Angaben wurden am Vortag 40,2 Grad gemessen, damit überschritt das Land erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen die 40-Grad-Marke.

Das Königliche Meteorologische Institut KNMI der Niederlande teilte mit, dass der Rekord von 40,4 Grad in Gilze-Rijen in der südöstlichen Provinz Noord-Brabant aufgestellt wurde. Schon am Vortag war ein neuer Höchstwert gemessen worden - 39,3 Grad in Eindhoven. Der bisherige Rekord der Niederlande stand bei 38,6 Grad und datierte vom 23. August 1944. Wegen der anhaltenden Hitze verhängten die Behörden einen Smog-Alarm in großen Teilen des Landes. Die Luftqualität sei in einigen Provinzen "sehr schlecht".

In Paris schwitzten die Menschen am Donnerstagmittag bei 42,6 Grad Celsius - ein Rekordwert. Der bisherige Rekord liegt bereits mehr als 70 Jahre zurück: Am 28. Juli 1947 wurden in Paris 40,4 Grad gemessen. Schon um 13.12 Uhr meldeten die Wetterexperten am Donnerstag 40,6 Grad in der Hauptstadt - damit war der Rekord gebrochen. Am Freitag soll es mit rund 31 Grad verhältnismäßig deutlich kühler werden. Am Samstag erwarten die Meteorologen sogar nur noch rund 22 Grad in Paris.

Ein Hitzerekord wurde auch in London aufgestellt: An einer Messstation beim Flughafen in Heathrow wurden 36,9 Grad ermittelt, teilte der meteorologische Dienst des Vereinigten Königreichs mit. Der bisherige Juli-Rekord lag bei 36,7 Grad. Laut den Experten des Met Office sei sogar möglich, dass der britische Allzeit-Rekord von 38,5 Grad noch eingestellt werde.

Steht bereits fest: einer der heißesten Sommer in Österreich

In Österreich war das niederösterreichische Wieselburg mit 35,9 Grad der Hitzepol.Dicht dahinter Leoben mit 35,8 Grad. Es sind noch mehr als fünf Wochen bis zum Ende des meteorologischen Sommers 2019, aber schon jetzt steht fest: Wir erleben einen der heißesten Sommer der 253-jährigen Messgeschichte in Österreich. Ein Platz unter den Top 5 sei "ziemlich sicher", sagte Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Der Trend zu einem immer wärmeren Klima hält auch in Österreich an. Zählt man 2019 mit, dann liegen unter den zehn wärmsten Sommern der 253 Jahre zurückgehenden Aufzeichnungen sieben Sommer aus den 2000er-Jahren. Ohne 2019 lautet die Reihung derzeit: 2003, 2015, 2017, 2018, 1992, 1811, 2012, 1994, 2013, 1807.

Am Freitag ist es in ganz Österreich noch sehr heiß mit 30 bis 37 Grad. Das Wochenende wird laut ZAMG unbeständiger, schwül und warm. Am Sonntag liegen die Höchsttemperaturen zwischen 23 Grad am Bodensee und 31 Grad am Neusiedler See.

Der Klimawandel ist Realität

Hitzewellen dürften sich nach jüngsten Studien angesichts des von Menschen verursachten Klimawandels in Zukunft häufen und verstärken. In den Fachmagazinen "Nature" und "Nature Geoscience" veröffentlichte Forschungsarbeiten zeigen, dass der weltweite Temperaturanstieg der vergangenen Jahrzehnte in der jüngeren Menschheitsgeschichte beispiellos ist. Demnach gab es in den vergangenen 2.000 Jahren noch nie einen so schnellen und weitverbreiteten Anstieg der Temperatur wie zum Ende des 20. Jahrhunderts.

Die Studien widerlegten damit die Argumente von Klimaskeptikern, wonach es in der Geschichte der Erde immer wieder wärmere und kältere Perioden gab. Der Klimaexperte Mark Maslin vom University College London erklärte, Klimawandelleugner könnten nicht mehr argumentieren, die derzeit beobachtete Erderwärmung sei Teil eines "natürlichen Klimazyklus". Während es in der Vergangenheit regionale und örtliche Klimaveränderungen gegeben habe, habe der Ausstoß von Treibhausgasen durch menschliche Aktivitäten einen weltweiten Effekt.