Fünf Jahre nach dem Abschuss des Passagierflugzeuges MH17 über dem Kriegsgebiet in der Ostukraine haben mehrere Länder der 298 Opfer gedacht. Zugleich gab es am Mittwoch Appelle von Familien und von der Politik an Russland, die Verantwortung für die Tragödie am 17. Juli 2014 zu übernehmen. Damals starben alle Menschen an Bord der malaysischen Maschine auf dem Flug von Amsterdam nach Kuala Lumpur.

Ermittlungen "nicht objektiv"

Der Kreml wies die Appelle zurück. Russland halte die bisherigen Ermittlungen in den Niederlanden für nicht objektiv, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Die internationale Kommission geht davon aus, dass das Flugzeug von pro-russischen Separatisten im Donbass mit einer Rakete von einer Buk-Anlage abgeschossen wurde.

Zuletzt hatte die Kommission auch die Namen von vier Verdächtigen genannt, die dafür verantwortlich sein sollen. Es handelt sich um drei Russen und einen Ukrainer. Die mutmaßlichen Täter wiesen die Vorwürfe kategorisch zurück. Das Moskauer Außenministerium schlug einer Mitteilung zufolge vor, eine Untersuchung unter Beteiligung Russlands zu dem Abschuss einzuleiten. Russland hatte immer wieder kritisiert, von den Ermittlungen ausgeschlossen zu sein.

"Eine schändliche Tat hat 298 unschuldige Menschen aus dem Leben gerissen", sagte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte in Vijfhuizen bei der nationalen Gedenkfeier. Er kritisierte indirekt Russland: "Eindeutige Lügen und gezielte Verleumdungskampagnen dürfen nie siegen über unverkennbare Tatsachen." Die meisten Opfer waren aus den Niederlanden. Mehrere hundert Angehörige hatten sich am nationalen Monument beim Amsterdamer Flughafen Schiphol versammelt. Dort wurden die Namen aller Opfer verlesen.

Auch in Australien und anderen Ländern gab es Gedenkfeiern. An der Absturzstelle in Hrabowe im Donezker Separatistengebiet gedachten mehrere Hundert Menschen örtlichen Medien zufolge der Opfer der Katastrophe. Separatistenführer Denis Puschilin wies dabei alle Vorwürfe der Beteiligung an dem Abschuss zurück. "All diese Jahre versucht die Ukraine, die Volkswehr und die Russische Föderation zu beschuldigen. Das ist eine absolute Lüge. Es wurden und es können keine Beweise vorgelegt werden, dass wir dazu eine Beziehung haben", sagte der 38-Jährige.

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew erwähnte Ministerpräsident Wladimir Groisman die Tragödie kurz vor Ende der Regierungssitzung. "Diese Widerlinge, die dies taten, sie sollen ewig in der Hölle schmoren", sagte er. Der ukrainische Geheimdienst SBU erwähnte eher beiläufig in einer Pressekonferenz, dass bereits seit 2017 der in einem nicht öffentlichen Verfahren verurteilte mutmaßliche Fahrer des Buk-Systems im Gefängnis sitze. Details wurden nicht bekannt.

Brief von Opferfamilie veröffentlicht

Die kremlkritische russische Zeitung "Nowaja Gaseta" veröffentlichte einen Brief von zwölf Opferfamilien, die an Russland appellieren, endlich mit Zurückweisungen und Lügen aufzuhören und die Schuld an der Tragödie einzuräumen. Die Europäische Union forderte Russland ebenfalls auf, Verantwortung zu übernehmen. Sie sicherte ihre Unterstützung zu, für die Opfer und ihre Hinterbliebenen Gerechtigkeit herzustellen. Zugleich betonte sie ihr volles Vertrauen in die Arbeit der Untersuchungskommission.

Die EU forderte Russland dazu auf, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. In den Niederlanden soll im März 2020 der Prozess gegen die vier Verdächtigen beginnen. Allerdings will Russland die Männer nicht ausliefern. Mit dem Abschuss der MH17 erhielt der blutige Konflikt zwischen ukrainischen Regierungstruppen und den aus Russland unterstützten Separatisten erstmals eine internationale Dimension. Bei dem Konflikt starben nach UN-Schätzungen bisher rund 13.000 Menschen.