Nach der Vergewaltigung einer jungen Frau am Freitagabend in Mülheim an der Ruhr sind die Ermittlungen am Montag weitergeführt worden. Am Abend wurde dann ein 14-Jähriger verhaftet. Am Vormittag war zunächst unklar, ob die drei 14 und zwei zwölf Jahre alten Verdächtigen in die Schule gehen. Die Stadt hatte den Eltern der Jüngeren geraten, diese für den Rest der Woche bis zu den Sommerferien in Nordrhein-Westfalen nicht zur Schule zu schicken.

Das Opfer, eine junge Frau, wurde im Krankenhaus behandelt. Sie wird danach weiter polizeilich unterstützt, hieß es in einer Mitteilung.

Die junge Frau soll nach dem Willen ihrer Anwältin und der Staatsanwaltschaft unter Ausschluss der Öffentlichkeit aussagen. Das Opfer leide unter der Tat und müsse in seinen Persönlichkeitsrechten geschützt werden, sagte Anwältin Christiane Steiert am Montag vor dem Landgericht Freiburg.

Die Aussage der 18-Jährigen solle ohne Publikum und Presse per Video in den Gerichtssaal übertragen werden. So bleibe ihr ein Aufeinandertreffen mit den elf Angeklagten erspart. Wann und wie sie aussagt, steht nach Angaben des Gerichts noch nicht fest.

Ermittelt wird gegen die Jugendlichen wegen eines "schweren Sexualdeliktes" - das gilt laut deutschem Gesetz, wenn der Beischlaf vollzogen oder die Tat gemeinschaftlich begangen wurde. Alle Verdächtigen haben die bulgarische Nationalität. Sie gelten laut Polizei als "dringend tatverdächtig". Die jeweilige Rolle bei dem Verbrechen ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Die Jugendlichen seien am Samstag offiziell befragt und dann wieder ihren Eltern übergeben worden.

Jugendamt schaltet sich ein

Bei den Familien der beiden Zwölfjährigen werde sich am Montagvormittag das Jugendamt einschalten und Hilfe anbieten, sagte ein Stadtsprecher. Falls die Mitarbeiter den Eindruck gewännen, dass die Familien mit der Situation nicht fertig werden, sei bei den Zwölfjährigen generell auch ein aktives Eingreifen bis hin zur Entnahme der Kinder aus den Familien möglich.

Die Empfehlung, die Kinder zu Hause zu lassen, sei für die Eltern der Zwölfjährigen ausgesprochen worden, sagte ein Stadtsprecher am Montag. Angesichts der Umstände sei es besser, wenn sie zu Hause bleiben, um mögliche Konflikte in der Klasse und der Schule zu vermeiden. Das möchte auch die Stadt.

Man wolle die Bezirksregierung Düsseldorf als Schulaufsichtsbehörde bitten, die Schulpflicht für die in Mülheim gemeldeten Tatverdächtigen für die jetzt laufende letzte Schulwoche vor den Ferien auszusetzen.

Das sagte Sozialdezernent Marc Buchholz am Montag. Ob einer der mutmaßlichen Tatbeteiligten am Montag zum Schulunterricht gegangenen sei, wisse er nicht.

Die Verdächtigen flüchteten

Anrainer in Mülheim waren am Freitagabend gegen 22.15 Uhr aufmerksam geworden, weil ihr Hund bellte und sich nicht beruhigen ließ, berichtete die Polizei. Sie hätten im Grünen hinter ihrem Garten die verletzte junge Frau und zwei männliche Personen entdeckt und die Polizei verständigt. Die beiden Verdächtigen seien über einen parallel verlaufenden Radweg geflohen, die Frau blieb zurück. Die Anrainer kümmerten sich um das Opfer.

Nach einer Fahndung hatte die Polizei die Gruppe gestellt. Der Verdacht gegen die Kinder und Jugendlichen habe sich dabei "verdichtet", berichtete die Polizei am Wochenende.

Fachleute sehen bei Gruppenvergewaltigungen eine gefährliche Kombination von Sexualität, Machtdemonstration und Gruppendynamik. Häufig würden solche Taten gefilmt, um mit der Tat zu prahlen. Im Mülheimer Fall äußerte sich die Polizei zunächst nicht, ob das Geschehene auch gefilmt wurde. Einen Bericht der "Bild"-Zeitung, nach dem die Täter ihre Tat mit Handys gefilmt haben sollen, wollte ein Sprecher nicht kommentieren.