Die deutsche Kapitänin des Rettungsschiffes "Sea-Watch 3",Carola Rackete, bleibt vorerst weiter unter Hausarrest. Ein Gericht in der sizilianischen Stadt Agrigent vertagte am Montagabend die Entscheidung über einen möglichen Haftbefehl auf Dienstag. Zuvor war Rackete von einer Untersuchungsrichterin in Agrigent befragt worden.

Die 31-jährige Kapitänin bleibt in einer Privatwohnung in Agrigent unter Hausarrest. Rackete hatte sich in der Nacht auf Samstag über ein Verbot der italienischen Behörden hinweggesetzt und war mit dem Rettungsschiff "Sea-Watch 3" nach tagelanger Irrfahrt durchs Mittelmeer im Hafen von Lampedusa eingelaufen. Sie habe den Hafen angesteuert, weil sie befürchtete, Migranten an Bord könnten ins Meer springen, sagte die Deutsche. Nur knapp wurde ein Zusammenstoß des Rettungsschiffs mit einem Patrouillenboot im Hafen von Lampedusa vermieden.

Der 31-Jährigen werden Beihilfe zur illegalen Einwanderung, Verletzung des Seerechts und Widerstand gegen die Staatsgewalt vorgeworfen, weil sie sich Anweisungen von Militärschiffen widersetzt haben soll. Rackete droht eine Strafe zwischen drei und zehn Jahren Haft. Vor der Untersuchungsrichterin entschuldigte sich die Kapitänin, das Patrouillenboot in Gefahr gebracht zu haben.

Anlässlich der Causa Rackete hat sich die UNO grundsätzlich gegen Strafen für Seenotretter ausgesprochen. "Kein Schiff oder Schiffsführer sollte von Geldstrafen bedroht sein, wenn er Booten in Seenot zu Hilfe kommt, bei denen Menschen sonst ihr Leben verlieren würden", so der Sprecher von UN-Generalsekretär Antonio Guterres,Stephane Dujarric, am Montag in New York.

Dujarric betonte zuvor zwar, dass er den Einzelfall um Carola Rackete nicht kommentieren wolle, sagte aber: "Seenotrettung ist ein seit langem bestehender humanitärer Imperativ, der auch völkerrechtlich vorgeschrieben ist."