Das Klima zwischen Einheimischen, die ihre Gastfreundschaft überstrapaziert sehen, und Tausenden Flüchtlingen in Nordmazedonien und Bosnien wird zunehmend rauer.“ Mit dieser Analyse lässt der Leiter der Abteilung „Menschenhandel/Schlepperei“ im Innenministerium, Brigadier Gerald Tatzgern (51) aufhorchen.

Die Balkanroute wird wieder zum Thema. Auch weil derzeit in Griechenland vor Beginn der Tourismussaison rund 70.000 Flüchtlinge von den völlig überfüllten Inseln aufs Festland übersiedelt werden. Im Unterschied zum Flüchtlingsstrom 2015 über Österreich nach Deutschland wird jetzt Italien als „erster sicherer Asylzielort“ in Foren auf sozialen Netzwerken genannt.

Nachdem es für Migranten praktisch unmöglich ist, über den Seeweg nach Italien zu gelangen, verlagert sich der Flüchtlingsstrom auf den Landweg. Nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes bilden sich neue Schlepperbanden unter serbischer Führung.

Sorgen über zunehmende Gewaltbereitschaft

Sorgen bereit Tatzgern die zunehmende Gewaltbereitschaft von Flüchtlingen und Schleppern. In Slowenien kam es in den vergangenen zwei Wochen zu zwei Zwischenfällen.
Im Bezirk Novo Mesto an der kroatisch-slowenischen Grenze haben Flüchtlinge einen 75-jährigen Mann als Geisel genommen, in den Kofferraum seines Pkw gesperrt und sind mit dem Auto Richtung Laibach geflüchtet. Auf dem Weg zur italienischen Grenze ließen sie das Auto in einem Wald stehen.

Der Pensionist konnte sich durch Klopfzeichen bemerkbar machen und gerettet werden. Anfang der Woche durchbrach ein Wagen in der Nacht eine Grenzpolizeikontrolle im Raum Murska Sobota. Der serbische Lenker hatte drei Inder und drei Bangladescher im Auto. Es kam zu einem Schusswechsel mit der Polizei; zwei Beamte und der Schlepper wurden verletzt.

Welche Folgen hat all das auf den österreichisch-slowenischen Grenzraum? Das Mandat zur Grenzkontrolle läuft noch bis 13. November. Laut Tatzgern, sind die Aufgriffe auf österreichischem Staatsgebiet noch nicht stark gestiegen: „Es beginnen sich aber ähnliche Szenarien abzuzeichnen, wie in den Jahren 2015/16.“ So würden allein im Großraum Istanbul 700.000 Flüchtlinge aus Afghanistan leben. In Bosnien sind es laut Schätzungen rund 6000 reisebereite Flüchtlinge.