Nachdem am Sonntag ein außer Kontrolle geratenes Kreuzfahrtschiff beim Anlegen in Venedig ein Ausflugsschiff gerammt hatte, hat die Staatsanwaltschaft von Venedig eine Untersuchung eingeleitet. Der Verdacht lautet auf Missachtung der Sicherheitsregeln, teilte der ermittelnde Staatsanwalt Bruno Cherchi am Montag mit.

Weiter im Krankenhaus

In den nächsten Tagen soll ein Expertenteam eingesetzt werden, das die Sicherheitsvorkehrungen an Bord des Kreuzfahrtschiffes "MSC Opera" prüfen soll. Der Kapitän hatte einen Motorschaden gemeldet, sagte der Leiter des Schlepperdienstes, der die "MSC Opera" bis zu ihrem Liegeplatz begleiten sollte. Zwei der vier beim Unfall verletzten Touristinnen bleiben vorerst im Krankenhaus. Eine 66-jährige Australierin erlitt ein Brust- und Rückentrauma. Eine 71-jährige Neuseeländerin muss an der Schulter operiert werden, berichteten lokale Medien. Eine US-Bürgerin und eine weitere Australierin, die ebenfalls verletzt wurden, konnten das Krankenhaus bereits wieder verlassen.

Seit Jahren wird über die großen Kreuzfahrtschiffe in Venedig gestritten. Kritiker wollen sie komplett aus der Lagunenstadt verbannen. Bürgermeister Luigi Brugnaro beschuldigte die Regierung in Rom, keine Lösung für eine alternative Route außerhalb des Giudecca-Kanals finden zu wollen, der zum berühmten Markusplatz führt. "Wir haben jetzt gesehen, was geschieht, wenn niemand handeln will. Niemand will in Venedig, dass die Schiffe weiterhin den Giudecca-Kanal durchqueren. Es gibt eine Lösung, über die sich alle einig sind: Der Verkehrsminister soll sich entscheiden", so Brugnaro im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Montagsausgabe).

Der Bürgermeister drängt, dass Kreuzfahrtschiffe in Marghera anlegen und über den tiefer auszubaggernden Kanal Vittorio Emanuele und den Canale dei Petroli fahren. Mit diesem Vorschlag seien Bürger, Gemeinde, Hafenbehörde und die Region Venetien einverstanden. Jetzt fehle noch das Grüne Licht der Regierung. Auch die Verantwortung für den Unfall am Sonntag liege bei der Staatsführung. "Wir brauchen sofort eine Lösung", sagte der Bürgermeister.

"Wir sind für den Bann"

Der ins Kreuzfeuer der Kritik geratene Verkehrsminister Danilo Toninelli erklärte, die Regierung werde bis Juni ein definitives Projekt vorlegen, um die Kreuzfahrtschiffe aus dem Giudecca-Kanal zu bringen."Wir sind für den Bann der Kreuzfahrtschiffe. Wir wollen aber zugleich nicht den Kreuzfahrttourismus verlieren", sagte Toinelli im Interview mit der Tageszeitung "La Stampa" (Montagsausgabe). Der Präsident der Hafenbehörde der nördlichen Adria, Pino Musolino, wurde zu einem dringenden Treffen im Verkehrsministerium in Rom einberufen.

Für Samstag ist eine Demonstration des Komitees "No Grandi Navi" geplant. Dieses setzt sich für eine Verbannung von Kreuzfahrtsschiffen aus Venedig ein. Mehr als zwei Millionen Kreuzfahrttouristen kommen jedes Jahr in die Lagunenstadt, das bringe 430 Millionen Euro in die Stadtkasse und erhalte mindestens 5.000 Arbeitsplätze, so die Hafenbehörde. Seit der Havarie der Costa Concordia vor der Insel Giglio 2012 ist jedoch in Venedig die Sorge groß, dass eine ähnliche Katastrophe auch hier passieren könnte.

"Kreuzfahrtschiffe raus aus der Lagune", lautet der Slogan von "No Grandi Navi"gegen die Kreuzfahrtgiganten.