Polens katholische Bischöfe haben Mängel beim Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch eingeräumt, wie Kathpress meldet.

"Wir gestehen, dass wir als Hirten der Kirche nicht alles getan haben, um Leid zu verhindern", erklärte der Ständige Rat der Polnischen Bischofskonferenz in einer nach einer Sondersitzung am Mittwoch in Warschau veröffentlichten Botschaft an die Gläubigen, die am kommenden Sonntag in den Gottesdiensten verlesen werden soll. Für viele Gläubige würden die "Sexskandale mit Beteiligung von Geistlichen eine schwere Glaubensprüfung und ein großes Ärgernis" darstellen, heißt es darin.

Angesichts des von einem Dokumentarfilm ausgelösten landesweiten Entsetzen über sexuellen Kindesmissbrauch durch katholische Priester und die Vertuschung dieser Verbrechen durch die Kirche kam der Ständige Rat der Bischofskonferenz zu der Sondersitzung. Die Bischöfe sprechen sich in ihrer Erklärung für "harte Konsequenzen für die Verbrecher und diejenigen aus, die solche Taten verborgen haben". Es gebe kein Wort, "dass unsere Scham für die sexuellen Skandale mit Beteiligung von Geistlichen zum Ausdruck bringen kann".Der Bischofskonferenz-Vorsitzende Erzbischof Stanislaw Gadecki betonte seine Traurigkeit über den Kindesmissbrauch. Im Namen der Bischöfe entschuldigte er sich erneut bei "allen, die diese Sünde und gleichzeitig Straftat berührte". Es gelte Nachlässigkeit im Umgang mit Missbrauch zu vermeiden. Außerdem brauche es "eine noch größere Sensibilität, um den Opfern zu helfen", betonte der Vorsitzende des polnischen Episkopats.

Die Erklärung der Bischöfe mit dem Titel "Sensibilität und Verantwortung" zeigt laut dem Sprecher des kirchlichen Kinderschutzzentrums, Piotr Studnicki, den "Ausweg aus der Krise". So solle etwa den Opfern besser geholfen werden. Eine Expertengruppe werde sich um eine intensivere Prävention von sexueller Gewalt kümmern.

54 Prozent für Rücktritt der Bischofskonferenz

Gegenüber der Nachrichtenagentur KAI verwies Studnicki auf die bestehenden Richtlinien der polnischen Kirche zum Umgang mit Missbrauchsfällen und der Unterstützung von Opfern. Diese Vorgaben müssten noch besser zur Anwendung gebracht werden, die Implementierung sei bisher "sehr unterschiedlich" erfolgt, so Studnicki: "Es gibt Diözesen, die besser darauf vorbereitet sind, andere sind viel schwächer."

Die Bischöfe bedanken sich in ihrer Botschaft bei "allen, die den Mut haben, von ihrem Leid zu berichten". Sie zitieren auch eine 39-jährige Frau aus der Doku "Sag es nur niemandem" (Tylko nie mów nikomu), die als Kind von einem Priester missbraucht worden war. Den auf der Videoplattform YouTube millionenfach geklickten und auch im Fernsehen gezeigten Film sah laut einer Umfrage bereits rund jeder zweite erwachsene Pole. Eine Mehrheit von 54 Prozent sprach sich demnach für den Rücktritt der ganzen Bischofskonferenz aus. Als Reaktion auf den Film kündigte die Regierung die Einsetzung einer Kommission an, die sexuellen Kindesmissbrauch in der Kirche, im Sport und in anderen Bereichen untersuchen soll.