Viele Jerusalem-Pilger kennen unser Haus in der Via Dolorosa in der Altstadt Jerusalems als beliebten Treffpunkt beim Besuch der heiligen Stätten, aber die wenigsten wissen, dass es schon Mitte des 19. Jahrhunderts wichtig war, solide zu bauen. Denn Jerusalem liegt in einem Erdbebengebiet entlang des Jordangrabens. Man wollte auf gewachsenem Felsen aufbauen, der zeigte sich allerdings erst in 14 Meter Tiefe, sodass ein großer Teil des damaligen Baubudgets in die Fundamentmauern floss und Einsparungsmaßnahmen gesetzt werden mussten.

Segnung und Eröffnung

Mit der Segnung und Eröffnung der Casa Austria durch Kardinal Christoph Schönborn am vergangenen Donnerstag wurde das Österreichische Hospiz im Grunde erst fertig gebaut – nichts weniger als ein Zweijahrhundertwurf.

Kardinal Schönborn kam zu uns in seiner Eigenschaft als Protektor des Österreichischen Hospizes; denn dem jeweiligen Erzbischof von Wien ist das Hospiz seit dem Jahre 1895 durch eine Entscheidung des Heiligen Stuhls anvertraut.

Die Casa Austria besteht aus 13 Zimmern von je 25 Quadratmetern, einem bauvorschriftsmäßigen Schutzraum und Bereichen für Waschküche und Werkstatt. Das wird es uns ermöglichen, in Zukunft im Hauptgebäude einige Räume auszulagern und anders widmen zu können.
Zusätzliche Zimmer sichern die wirtschaftliche Rentabilität des Hauses und rüsten uns für die kommenden Pilgergenerationen. Sie bedingen aber auch eine Adaption des bisherigen Betriebes, ein größerer Speisesaal und eine neue Küche stehen ebenso auf unserer Agenda wie die Sanierung der bisherigen Badezimmer.
Die Errichtungskosten der Casa Austria belaufen sich auf 3,4 Millionen Euro, die zum größten Teil durch das Hospiz selbst sowie durch die Bischofskonferenz, private Spender und die öffentliche Hand gedeckt werden konnten.

Viel Geduld

Wer in Jerusalem und noch dazu in der Altstadt baut, braucht vor allem Geduld. Als christliche Einrichtung haben wir bei diesem Projekt mit einem jüdischen Architekten zusammengearbeitet, der auch für die Kommunikation mit den lokalen Behörden verantwortlich war. Als Bauunternehmer fungierte eine muslimische Familie aus einem Vorort der Stadt, wichtig im unmittelbaren Umfeld des Hospizes im muslimischen Viertel.

Die älteste nationale Pilgerherberge ist Arbeitgeber für Christen und Muslime gleichermaßen und beliebter Ruheort für jüdische Besucher der Altstadt.

Wer die Altstadt kennt, weiß um die engen, verwinkelten Gassen, die die Kosten für Baumaßnahmen um etwa ein Drittel in die Höhe trieben. Wo schweres Baugerät nicht zufahren konnte, mussten Arbeiter vieles von Hand erledigen. Zudem finden sich hier archäologische Reste aller Besiedlungsschichten der Stadt. In einer Rettungsgrabung wurde auf einer Fläche von 140 Quadratmetern bis in das 6. Jahrhundert n. Chr. hinuntergegraben. Was historisch hoch aufschlussreich sein kann, kostet wiederum Zeit und Geld und hat das Projekt um zwei Jahre verzögert.

Hinweise auf die Zeit Jesu

Unmittelbar neben dem Ecce-Homo-Konvent gelegen, weiß man im Hospiz, dass sich auf dem Areal die Verlängerung einer römischen Straße finden lassen muss und vielleicht sogar Hinweise auf die Zeit Jesu.
Unsere Gründerväter, der damalige Wiener Erzbischof Josef Othmar von Rauscher und Kaiser Franz Joseph, haben uns zur Aufgabe gemacht, für Pilger Heimat am Grabe des Erlösers zu sein. Die überwiegende Mehrzahl der Gäste stammt heute aus dem deutschsprachigen Raum und Mitteleuropa, jenen Ländern, die zum Zeitpunkt der Gründung des Hauses Teil der Monarchie waren.

Damals wie heute geht es um das Kennenlernen der heiligen Stätten, das Lesen der Bibel vor Ort und eine Vertiefung des Glaubenswissens. Dem hat sich das Hospiz in einer eigenen Akademie verschrieben. Für einen Freiwilligeneinsatz als Wehrersatzdienst gelten zudem die Themenschwerpunkte Nahost-Konflikt und die Begegnung mit Holocaust-Überlebenden.