Als Zeichen der Solidarität mit Notre Dame läutete in der Wiener Innenstadt um 12.00 Uhr die Pummerin von St. Stephan. Das gab die Erzdiözese Wien bekannt. Die bekannte Glocke des Stephansdoms war fünf Minuten lang zu hören. Zeitgleich läuteten auch die Glocken vieler europäischer Dome und Basiliken. "Unzählige Menschen nicht nur in Paris sind bewegt und betroffen vom Großfeuer in der Kathedrale Notre-Dame de Paris. In Solidarität mit Notre-Dame werden heute zu Mittag die Glocken vieler europäische Kathedralen geläutet werden", so der Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa.

Französische Flagge in Wien

Nach der Brandkatastrophe in der Pariser Kathedrale Notre Dame hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen als Zeichen der Solidarität Österreichs mit dem französischen Volk auf der Präsidentschaftskanzlei die französische Flagge hissen lassen. In einem Brief drückte das österreichische Staatsoberhaupt seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron seine Anteilnahme aus.

Auf Facebook bezeichnete Van der Bellen Notre Dame als "ein wichtiges Symbol unserer gemeinsamen europäischen Kultur". Die Anteilnahme aus Europa und aller Welt zeige, "dass uns unser gemeinsames geistiges und kulturelles Erbe viel bedeutet". Die Brandkatastrophe bewege Millionen Menschen über Grenzen hinweg, in ganz Europa und weit darüber hinaus.

"Rekonstruktion ist machbar"

Der österreichische Kunsthistoriker Günther Buchinger ist Experte für mittelalterliche Glasmalerei und nach der Brandkatastrophe von Notre Dame zuversichtlich, dass die verloren gegangenen Glasfenster der Kathedrale wieder hergestellt werden können - allerdings nicht mit dem originalen Material.

Durch die enorme Hitzeentwicklung sei das mittelalterliche Glas geschmolzen, nicht geborsten. "Das ist damit dann de facto verloren", bedauerte Buchinger, der auch Sekretär des Corpus Vitrearum Österreich ist, eines Projekts zur mittelalterlicher und moderner Glasmalerei. Die Frage, ob man ein derart bedeutendes, historisches Kunstwerk überhaupt rekonstruieren solle, stelle sich dabei gar nicht: "Wenn man ein Objekt von diesem Rang hat, gibt es keine Diskussion. Bei solch einem Kunstwerk wird es so rekonstruiert, wie es war."

Zum Glück seien in der jüngeren Vergangenheit die Fenster der Kathedrale ausgebaut und detailliert dokumentiert worden. "Man weiß deshalb sehr genau, wie die Fenster aussehen." Und heutzutage sei es sogar möglich, das mittelalterliche Farbenspiel, das auf einer speziellen chemischen Zusammensetzung beruhe, wiederzugewinnen: "Dieser Effekt ist mittlerweile rekonstruierbar." Dieser unterscheide sich substanziell von demjenigen, der in den Kirchen des 19. Jahrhunderts zum Einsatz kam. Es gebe europaweit noch zwei Glashütten, die dieses mundgeblasene Glas herzustellen imstande sei - eine Frankreich und eine in Deutschland.