Genau zwei Wochen nach dem Durchzug des Zyklons "Idai" stellt sich die Situation für die Menschen in dem Katastrophengebiet in Mosambik "verzweifelt" dar. Nur langsam kommt die Infrastruktur in und um die Hafenstadt Beira wieder in Gang, wie die CARE-Helferin Jennifer Bose am Freitag schilderte. Bose war vor einer Woche in die Katastrophenregion gereist.

Noch immer kein Landweg

"Das Wasser steht teilweise noch immer sehr hoch", schilderte Bose. Die Straßen aus Beira, einer der größten Städte Mosambiks, werden zwar langsam intakt gesetzt. In abgelegeneren Gegenden können die Katastrophenopfer aber weiterhin nur aus der Luft versorgt werden. Das gilt zum Beispiel für die Region Buzi. Die Stadt Buzi liegt auf dem Landweg etwa 150 Kilometer von Beira entfernt am Ufer des gleichnamigen Flusses.

Menschen, die alles verloren haben, versuchen, improvisierte Unterkünfte zu errichten
Menschen, die alles verloren haben, versuchen, improvisierte Unterkünfte zu errichten © (c) AP (Tsvangirayi Mukwazhi)

CARE hat derzeit 22 Hubschrauber in Mosambik im Einsatz, wie Bose sagte. Geplant ist eine weitere Aufstockung auf 30, in Wahrheit können es aber gar nicht genug sein. Die Hilfsorganisation verteilt unter anderem Familien- und Hygienepakete, mit denen unter anderem Wasser chemisch aufbereitet werden kann. Auch Kanister befinden sich in diesen Paketen.

In Beira selbst kommt langsam das Stromnetz zurück, schilderte Bose. "Es gibt aber noch immer sehr häufig Stromausfälle." Die Versorgung mit Hilfsgütern werde aber langsam besser. CARE lagert - wie andere Hilfsorganisationen - die Güter in Chimoio, der fünftgrößten Stadt Mosambiks, etwa 200 Kilometer auf dem Landweg von Beira in west-nordwestlicher Richtung entfernt. Von dort werden sie in den Katastrophengebieten verteilt.

Behelfsmäßige medizinische Versorgungszentren werden aufgebaut
Behelfsmäßige medizinische Versorgungszentren werden aufgebaut © (c) APA/AFP/YASUYOSHI CHIBA (YASUYOSHI CHIBA)

Bose zufolge wird Hilfe in manchen Gegenden immer dringender: "Die Menschen haben tagelange gewartet. Sie brauchen jetzt alles, was man sich vorstellen kann." Dazu zählen unter anderem nährstoffreiche Nahrung, aber auch Baumaterialien. Die Frage nach einem Dach über dem Kopf wird immer wichtiger: "Die meisten wollen zurück zu ihrem Land. Es ist wichtig, dass wir langfristig planen", sagte die CARE-Mitarbeiterin.

Das wahre Ausmaß der Katastrophe sei auch nach zwei Wochen nicht restlos klar. Die Zerstörung wird erst nach und nach sichtbar. Die offiziellen Zahlen zu Todesopfern liegen derzeit bei 493. Sie ändern sich aber täglich und steigen." Bose betonte, dass die Unterstützung mit finanziellen Mitteln derzeit am wichtigsten sei. Dabei geht es um die Finanzierung von Transportkapazitäten, "weil die Versorgung der Überlebenden aus der Luft extrem schwierig ist".

Nach den Überschwemmungen hat der Kampf gegen die Cholera absoluten Vorrang. "Wir wollen nichts dem Zufall überlassen", sagte eine Vertreterin der Gesundheitsbehörde in der besonders schwer getroffenen Stadt Beira. "Alle Durchfallerkrankungen werden wie mögliche Cholera-Fälle behandelt." Bisher wurden in Beira und Umgebung 139 Cholera-Fälle gezählt. Todesfälle gebe es bisher keine, erklärte der Leiter der mosambikanischen Gesundheitsbehörde, Ussein Isse. Wegen des Hochwassers und des Fehlens von sauberem Trinkwasser und Toiletten herrschen in dem Katastrophengebiet jedoch sehr gute Bedingungen für die Cholera.

"Land unter", so weit das Auge reicht
"Land unter", so weit das Auge reicht © (c) APA/AFP/YASUYOSHI CHIBA (YASUYOSHI CHIBA)

Bei der Cholera handelt es sich um eine Bakterieninfektion, die leicht übertragen wird, vor allem durch verunreinigtes Trinkwasser und verseuchte Lebensmittel. Der Erreger führt zu Bauchschmerzen und Brechdurchfall und damit zu einer gefährlichen Austrocknung des Patienten. Unbehandelt endet die Krankheit häufig tödlich.

Baldige Impfkampagne

Um eine Cholera-Epidemie in Mosambik zu verhindern, soll möglichst bald mit einer Impfkampagne begonnen werden. Am Montag sollen 900.000 Dosen einer Cholera-Schluckimpfung eintreffen, wie David Wightwick von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ankündigte. Da die Impfung nur etwa drei Monate lang vor einer Infektion schützt, ist wahrscheinlich später eine weitere Impfkampagne notwendig.

Die WHO will außerdem mit Aufklärungsteams auf den Straßen und Radio-Spots die Menschen in dem Katastrophengebiet dafür sensibilisieren, wie sie der Cholera vorbeugen können. So sollten sie sich häufig die Hände waschen, nur sauberes Wasser trinken und sich bei Durchfall schnellstmöglich in ärztliche Behandlung begeben.