Im Fall zweier Flugzeugabstürze mit einer Boeing 737 Max kommen nun immer mehr Details ans Licht. US-Medien berichten, dass sich die US-Regierung bereits seit dem ersten Absturz einer Boeing 737 Max im Oktober 2018 mit der Zulassung des neuen Modells offenbar kritisch auseinandersetzt. Damals stürzte eine Passagiermaschine in Indonesien kurz nach dem Start ab.

Nach dem Absturz der zweiten Boeing 737 Max in Äthiopien am 10. März bleibt die Maschine nun vorerst weltweit am Boden, weil es große Zweifel an der Sicherheit des Trimmsystems MCAS gibt.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA hatte stets betont, die Zulassung des Flugzeugtyps sei nach bewährtem "Standardverfahren" erfolgt. Daran hegt das Ministerium jetzt aber offenbar Zweifel. Die Untersuchung des US-Verkehrsministeriums habe bereits nach dem Absturz der Lion-Air-Maschine in Indonesien begonnen, schrieb das "Wall Street Journal". Zwei Standorte der FAA seien bereits aufgefordert worden, entsprechende Dateien zu sichern. Das Ministerium wolle wissen, ob die Behörde die richtigen Verfahren zur Prüfung der MCAS-Software angewandt habe.

Mängel bei Überprüfung

Erschütterndes dazu förderte die "Seattle Times" zutage: Demnach soll es bei dem Überprüfungsverfahren in den USA zu schweren Mängeln gekommen sein. Tests seinen ohne direkte Aufsicht durch die Behörde erfolgt, heißt es int. Außerdem sei die FAA  von Boeing nicht richtig informiert worden, schreibt die US-Zeitung unter Berufung auf Insider. Der Grund: Man habe Zeit (und damit Geld) bei der Entwicklung der Maschine sparen wollen.

Grundlage für die Zertifizierung 2017 war eine Sicherheitsanalyse von Boeing. Diese hat laut „Seattle Times“ die Wirkung des neuen Flugkontrollsystems als viel zu gering gegeben.

Ein Ex-FAA-Ingenieur sagte gegenüber der Zeitung, dass die Unterlagen von Boeing nicht gründlich überprüft worden seien. Die Behörde stand offenbar unter starkem Zeitdruck: Das Boeing-Management soll sich eingemischt haben, man wollte nicht noch weiter hinter den Rivalen Airbus zurückfallen, der das Konkurrenzmodell A320neo auf den Mark brachte.

Trimmsystem MCAS

Alle bisherige Untersuchungsergebnisse und Analysen der Flugschreiber-Daten deuten darauf hin, dass Trimmsystem MCAS für beide Abstürze verantwortlich war.

Am Wochenende hatten französische Experten von der Behörde BEA die Daten der Blackboxes ausgelesen. Die Flugschreiber seien in gutem Zustand und hätten die Auswertung "von fast allen erfassten Daten" ermöglicht. Ein detaillierter Bericht wird zwar erst in einem Monat erwartet, aber schon jetzt heißt es von der äthiopischen Regierung, dass die Daten auf "klare Ähnlichkeiten" mit dem Absturz einer baugleichen Maschine in Indonesien im vergangenen Jahr schließen.