Bei einer Schießerei am Weihnachtsmarkt im ostfranzösischen Straßburg hat es mehrere Tote und Verletzte gegeben. Nach Angaben des Bürgermeisters der Stadt sind vier Menschen getötet worden. Rund ein Dutzend Menschen sei verletzt worden, erklärte Bürgermeister Roland Ries in der Nacht auf Mittwoch. Zuvor war von zwei Toten ausgegangen worden: Die Präfektur hatte von zwei Toten und zwölf Verletzte, davon sechs Schwerberletzten gesprochen. Die Polizei sprach zuvor von 13 Verletzten - davon sieben Schwerverletzte.

Österreicher sind keine unter den Opfern. Ein Mann hat in der Innenstadt das Feuer auf Passanten eröffnet. Er soll dann in den Weihnachtsmarkt geflüchtet sein, wo weitere Schüsse fielen. Er hat sich laut Medienberichten  in einem Haus verschanzt. Zuvor soll er von der Polizei angeschossen worden sein. Die Polizei hat das Haus umstellt. ORF-Reporter Peter Fritz versuchte einen der Getroffenen wiederzubeleben.

Die Polizei sieht einen Terrorhintergund. Der Täter wurde identifiziert, er ist polizeibekannt. Der 29-jährige Mann scheint in einer Liste von Terrorverdächtigen auf. Er wurde in Straßburg geboren und hat marrokanische Wurzeln. Laut Medienberichten hätte er eigentlich am Dienstag verhaftet werden sollen, doch er war nicht zuhause. Die Polizei kannte nach eigenen Angaben die Identität des Mannes. Für ihn war eine Gefährderakte - eine sogenannte "Fiche S" - angelegt. Darin verzeichnen die Sicherheitsbehörden potenzielle Verdächtige wie etwa gewaltbereite Islamisten, von denen eine Gefahr für den Staat ausgehen könnte. Nach Angaben des Innenministeriums war der Mann auch wegen gewöhnlicher krimineller Delikte aktenkundig.

Innenminister eingetroffen

Nach dem Anschlag am Straßburger Weihnachtsmarkt mit zwei Toten ist der französische Innenminister Christophe Castaner in der elsässischen Metropole eingetroffen. Er habe mit dem örtlichen Präfekten und Sicherheitskräften die Lage erörtert, teilte der Vertraute von Präsident Emmanuel Macron am frühen Mittwochmorgen via Twitter mit. Auch der Staatsanwalt von Paris, der in Frankreich für Antiterrorermittlungen zuständig ist, sei in Straßburg, sagte Castaner.

Deutschland "erschüttert" über Attacke

Die deutsche Bundesregierung hat sich zutiefst betroffen über die Attacke auf den Straßburger Weihnachtsmarkt gezeigt. "Erschüttert über die schreckliche Nachricht aus Straßburg", schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Welches Motiv auch immer hinter den Schüssen steckt: Wir trauern um die Getöteten und sind mit unseren Gedanken und Wünschen bei den Verletzten. Hoffentlich gerät niemand mehr in Gefahr", so Seibert.

Augenzeugen berichteten, dass gegen 20.00 Uhr mehrere Schüsse zu hören gewesen seien. Die Menschen in den Gassen hätten die Flucht ergriffen. "Wir haben mehrere Schüsse gehört, vielleicht drei, und dann haben wir Leute rennen sehen", sagte eine Augenzeugin zu AFP. "Eine von ihnen ist gestürzt - ich weiß nicht, ob sie gestolpert ist oder getroffen wurde."

Soldaten schossen Schützen an

Soldaten haben nach dem Angriff auf den Straßburger Weihnachtsmarkt am Dienstagabend den mutmaßlichen Schützen angeschossen. Bei der Verfolgung des flüchtigen Verdächtigen sei es zu einem Feuergefecht bekommen, teilte die Polizei mit. Anti-Terror-Spezialisten der Pariser Staatsanwaltschaft übernahmen die Ermittlungen. Die Untersuchung wurde unter anderem dem Inlandsgeheimdienst DGSI übergeben, wie Justizkreise der Deutschen Presse-Agentur in Paris bestätigten.

Innenstadt abgeriegelt

Die Innenstadt wurde komplett abgeriegelt. Das Rathaus rief die Bürger dazu auf, zuhause zu bleiben, bis die Situation geklärt sei.

Über die Hintergründe war zunächst nichts bekannt. Das Plenum des Europaparlaments hält dieser Tage Sitzungen in Straßburg ab und hat seine Arbeit fortgesetzt.  "Dieses Parlament wird sich von Anschlägen von Terroristen oder Kriminellen nicht einschüchtern lassen", sagte ein Sprecher.

Nach dem schweren Angriff drückte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sein Mitgefühl aus. "Meine Gedanken sind bei den Opfern der Schießerei in Straßburg, die ich mit großer Entschiedenheit verurteile", schrieb Juncker am Dienstagabend bei Twitter. Straßburg sei eine symbolische Stadt für den Frieden und die europäische Demokratie. "Werte, die wir immer verteidigen werden." Die EU-Kommission stehe an der Seite Frankreichs.

Deutsche Polizei warnt vor Grenzübertritt

Nach dem tödlichen Angriff auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt warnt die Bundespolizei in Baden-Württemberg vor einem Grenzübertritt. "Sofern möglich vermeiden Sie bitte aktuell den Grenzübertritt im Bereich Kehl", schrieben die Behörden am Dienstag auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter.

Sie begründeten dies mit der laufenden Fahndung nach dem Täter. Die grenzüberschreitende Straßenbahn zwischen Deutschland und Frankreich verkehrte demnach nicht.

300 Polizisten täglich im Einsatz

Täglich sind rund 300 Polizisten und 160 private Wachleute auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt im Einsatz. Die Zufahrt für Autos ist drastisch eingeschränkt, Betonblöcke sollen Auto-Attentäter abhalten. "Die Terrorgefahr ist sehr hoch", hatte Frankreichs Innenstaatssekretär Laurent Nunez im November bei einem Besuch zu Beginn des Straßburger Weihnachtsmarkts gesagt. "Die Vorkehrungen sind getroffen, um dieses für Straßburg und Frankreich so wichtige Ereignis mit seinen vielen Besuchern aus aller Welt zu sichern."