Mit weißen Luftballons und einem langen Applaus hat die Stadt Palermo am Dienstag Abschied von den neun Mitgliedern einer Familie genommen, die am Samstag bei der Überflutung ihres Hauses auf Sizilien ums Leben gekommen sind. Eine große Menschenmenge applaudierte auf der Straße, als die Särge mit den Flutopfern, darunter drei Kinder, zur Kathedrale geführt wurden.

Viel Solidarität

In Palermo wurde der Dienstag zum Trauertag erklärt. Dutzende Menschen umarmten den 35-jährigen Überlebenden Giuseppe Giordano, der bei der Unwetterkatastrophe seine ganze Familie verloren hat: seine Frau, eine einjährige Tochter, einen 15-jährigen Sohn, zwei Geschwister und seine beiden Eltern. Mehrere Angehörige der Opfer brachen bei der Trauerzeremonie im Beisein von Palermos Bürgermeister Leoluca Orlando zusammen und musste aus der Kirche geführt werden.

Auch mit weißen Luftballons gedachte man der Toten
Auch mit weißen Luftballons gedachte man der Toten © (c) APA/AFP/ALESSANDRO FUCARINI (ALESSANDRO FUCARINI)

Die Leichen waren am Samstagabend in einem gemieteten Landhaus in Casteldaccia nahe Palermo gefunden worden. Die neun Menschen ertranken, als ein kleiner Fluss in der Nähe des Hauses über die Ufer trat. Giordano, seine zwölfjährige Tochter und eine weitere Angehörige konnten sich in Sicherheit bringen. "Ich habe alles verloren", schrie der Mann verzweifelt.

Die schweren Folgen der Unwetterkatastrophe haben nun auch Ermittlungen ausgelöst. Laut den Behörden dürften Bauvorschriften missachtet worden sein, der Verdacht lautet auf fahrlässige Tötung. Das Landhaus, in dem die Mitglieder der Familie Giordano starben, war zu nahe am Fluss illegal gebaut worden. Die Eigentümer wurden deswegen bereits 2010 zu einer dreimonatigen Haftstrafe auf Bewährung und zum Abriss des Gebäudes verurteilt. Diese Anordnung wurde aber nie

Eine große Menschenmenge kam für den letzten Gruß
Eine große Menschenmenge kam für den letzten Gruß © (c) APA/AFP/ALESSANDRO FUCARINI (ALESSANDRO FUCARINI)

umgesetzt.

Sondersitzung einberufen

Elf italienische Regionen haben indes nach den verheerenden Unwettern der vergangenen Tage bei der Regierung in Rom um Unterstützung gebeten. Premier Giuseppe Conte kündigte eine Sondersitzung des Ministerrats an, um noch diese Woche den Notstand in mehreren Gebieten, darunter Friaul, Trentino Südtirol, Venetien, Ligurien und Sizilien, auszurufen. Durch diesen Schritt sollen sofort Sonderfinanzierungen für die von Niederschlägen und Stürmen verwüsteten Regionen zur Verfügung gestellt werden können.

"Die Lage ist durchaus kritisch", sagte Conte. In den nächsten drei Jahren werde die Regierung eine weitere Milliarde Euro für Projekte zur Vorbeugung von Naturkatastrophen aufwenden, kündigte der Premier an. Infrastrukturminister Danilo Toninelli bezifferte die Unwetterschäden auf drei Milliarden Euro. Landwirtschaft- und Tourismusminister Gian Marco Centinaio forderte Präventionsmaßnahmen für die Berggebiete.

Er dankte den vielen ehrenamtlichen Helfern, die seit Tagen im Dolomiten-Raum Belluno unermüdlich bei der Räumung von Geröll und eingestürzten Bäumen im Einsatz seien