Die Regierung der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim hat einen Schüler als Urheber des Anschlags in der Hafenstadt Kertsch genannt. Der Jugendliche habe Selbstmord begangen, sagte Regierungschef Sergej Aksjonow am Mittwoch. Bei dem Anschlag in der Polytechnischen Schule in Kertsch wurden nach neuesten Angaben mindestens 19 Menschen getötet und mehr als 50 weitere verletzt.

Laut Ermittlern handelt es sich bei der Tat um einen Amoklauf. Verdächtigt werde ein namentlich genannter 18-Jähriger, der sich nach der Tat selbst getötet habe, teilten die Ermittler am Mittwoch mit. Zunächst war nicht ausgeschlossen worden, dass es sich um einen Terrorakt handelte.

Aufnahmen von Überwachungskameras zeigen den Jugendlichen nach Angaben der Ermittler, wie er mit einem Gewehr bewaffnet das Schulgebäude betritt, wo er in der Folge um sich schoss. Erste Untersuchungen der Leichen hätten ergeben, dass die Opfer an Schussverletzungen gestorben seien, erklärte die russische Staatsanwaltschaft am Mittwoch.

Schuldirektorin geschockt

Die Schuldirektorin Olga Grebennikowa sprach davon, dass vor der Explosion in dem Gebäude auch geschossen worden sei. Sie hatte die Schule kurz vor dem Vorfall verlassen. Im Internet kursierte ein Video, wie die Frau, sichtlich erschüttert, dem Bildungsministerium der Krim telefonisch Bericht erstattet über das, was sie erfahren hat. Kertsch liegt ganz im Osten der ukrainischen Halbinsel Krim, die Russland sich 2014 einverleibt hat.

Bombe mit Metallstücken

Bei der Explosion in einer Schule auf der Halbinsel Krim soll nach Angaben der Behörden eine Bombe hochgegangen sein, die mit Metallteilen gefüllt war. Bombenspezialisten suchten den Tatort in der Berufsschule bereits nach den Gegenständen ab, teilte das Staatliche Ermittlungskomitee am Mittwoch in Kertsch mit. Der moskautreue "Republikchef" Sergej Aksjonow sprach am Nachmittag von 19 Toten, wie die Agentur Interfax meldete. Ob der Täter dabei mitgezählt wurde, war am Abend nicht bekannt.

Bei den Toten soll es sich vor allem um Jugendliche handeln, die sich zum Zeitpunkt der Explosion in der Kantine der Schule aufhielten. Insgesamt seien mehr als 50 Menschen verletzt worden.  39 lagen am Abend noch im Krankenhaus, sechs von ihnen schwebten in Lebensgefahr.

Zweite Bombe gefunden

Nach dem Angriff auf eine Schule in Kertsch auf der Krim haben Sicherheitskräfte dort einen zweiten, nicht explodierten Sprengsatz gefunden. Die Bombe sei unschädlich gemacht worden, meldeten mehrere russische Nachrichtenagenturen am Mittwochabend unter Berufung auf eine Quelle in der Einsatzleitung. Präsident Petro Poroschenko sprach den Opfern sein Beileid aus. "Warum das für uns so wichtig ist? Weil das ukrainische Staatsbürger sind", sagte er in einem Statement auf Facebook. "Wenn ukrainische Staatsbürger umkommen, wo immer das auch geschieht, dann ist das eine Tragödie."

Zuerst Terroranschlag vermutet

Russlands oberste Ermittlungsbehörde hat nach der Explosion auf der Halbinsel Krim ein Verfahren wegen eines Terroranschlags eingeleitet. Dieser Verdacht werde geprüft, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. Präsident Wladimir Putin sei informiert worden.

In ersten Berichten waren die örtlichen Behörden von einer Gasexplosion in der Stadt Kertsch ausgegangen. Später sprach das Nationale Anti-Terror-Komitee Russlands (NAK) aber von der Explosion eines unbekannten Sprengsatzes. Der örtliche Gasversorger auf der Krim teilte mit, die Berufsschule habe keinen Gasanschluss.

Kertsch liegt ganz im Osten der ukrainischen Halbinsel Krim, die Russland sich 2014 einverleibt hat. Von dort führen eine Fährverbindung und seit diesem Jahr auch eine Brücke auf das russische Festland. Beim letzten großen Terroranschlag in Russland im April 2017 waren in der U-Bahn von St. Petersburg 14 Menschen getötet und mehr als 50 verletzt worden.

Russland hat die ukrainische Halbinsel 2014 annektiert und unterstützt zudem pro-russische Separatisten im Osten des Nachbarstaates. Die EU und die USA haben deswegen Sanktionen gegen Russland verhängt.