Der russische Pussy-Riot-Aktivist Pjotr Wersilow ist aus dem Krankenhaus in Berlin entlassen worden. Der Gesundheitszustand des Patienten habe sich deutlich gebessert, erklärte die Berliner Charité am Mittwoch. Der 30-jährige Politaktivist war wegen einer mutmaßlichen Vergiftung eineinhalb Wochen in der Universitätsklinik behandelt worden.

"Plausibelste Erklärung"

Die Verwirrtheitssymptome, unter denen Wersilow gelitten habe, seien vollständig abgeklungen, erklärten die Ärzte. Eine Störung der Pupillenreaktion bestehe weiterhin, auch dies werde sich aber wohl normalisieren. "An der Diagnose eines schweren anticholinergen Syndroms hat sich nichts geändert", erklärte der behandelnde Arzt Kai-Uwe Eckardt. Eine Vergiftung erscheine weiterhin als "plausibelste Erklärung" für Wersilows Erkrankung.

Wersilow macht für seine mutmaßliche Vergiftung den russischen Geheimdienst verantwortlich. "Die Vergiftung lief so professionell, dass es keinen anderen Schluss zulässt", sagte Wersilow, der in der Berliner Charite behandelt wird, der "Bild"-Zeitung (Donnerstagsausgabe).  Der 30-jährige Politaktivist war am 11. September wenige Stunden nach einem Gerichtstermin in Moskau mit Seh-, Sprech- und Bewegungsstörungen zunächst in ein Moskauer Krankenhaus gebracht und später zur Behandlung nach Berlin geflogen worden.

Geheimdienst verdächtigt

"Ich gehe fest davon aus, dass der russische Geheimdienst hinter meiner Vergiftung steckt, möglicherweise der russische Aufklärungsdienst GRU." Wersilow mutmaßte mit Blick auf den Verlauf seiner Erkrankung, dass an ihm ein "neuer Gift-Cocktail" ausprobiert worden sei. "Es dauerte nicht mehrere Tage, bis ich etwas gemerkt habe, sondern es war sofort akut." An die Tage danach habe er keine Erinnerung.

Als Hintergrund für die Attacke geht Wersilow von einem Zusammenhang zu seinen Recherchen über drei im Juli ermordete russische Journalisten in Zentralafrika aus. Die Journalisten hatten über russische Söldner in Zentralafrika berichten wollen: "Ich wollte und will eine Untersuchung machen, was mit den Journalisten passiert ist. Das könnte der Grund gewesen sein, weshalb mich der Geheimdienst vergiften wollte."