Die Geburtenraten sind in vielen Ländern auf historisch niedrigsten Niveau. Für die wenigen Kinder wird aber immer mehr für die Sicherheit ausgegeben. In einem Punkt sind sich alle Mitspieler in dem milliardenschweren Markt einig: Safety sells.

Die Sicherheit der Kleinsten ist für Familien, Hersteller und Händler in der Branche der Baby- und Kinderausstatter das A und O. Viele Eltern zahlen dafür immer mehr: Ja, es werde auch teuer gekauft, "aus Gründen der Sicherheit", berichtete Michael Neumann vom deutschen Bundesverband der Kinderausstattungs-Hersteller (BDKH).

Trend zu mehr Sicherheit

Bei der am Donnerstag in Köln startenden Messe "Kind+Jugend", die weltgrößte Schau für Baby- und Kinderausstattung, rückt eine Rekordzahl von 1.250 Ausstellern aus 53 Ländern Sicherheit und Gesundheit in den Fokus. Mit dem Sicherheitsbedürfnis geht der Trend auch zu digitalen Helfern: Ein Hersteller zeigt einen mit Sensoren ausgestatteten Kinderautositz, der mit dem Mobiltelefon verbunden ist und Alarm auslösen kann. Videophones oder Kontrollgeräte dringen ins Baby- und Kinderzimmer vor, digitale Schlafampeln oder Socken mit Pulsmessfunktion sollen über das Wohlbefinden der Babys wachen.

Autositze im neuen "i-Size-Standard" sind mit fast 300 Euro fast dreimal teurer als der Durchschnitt, werden aber stark nachgefragt. Sie erfüllen eine neue EU-Norm für mehr Schutz von Kindern im Fahrzeug, etwa bei Unfällen. Auch bei den Spielsachen zeigen sich Väter und Mütter oft wählerisch. Viele Eltern kaufen sich ein Qualitäts- und Sicherheitsversprechen und wählen den Markenfachhandel.

Ausgaben für Kinder wachsen

Wenig verwunderlich ist da, dass die Ausgaben für Kinder bis drei Jahre wachsen - 2017 auf gut 2,5 Milliarden Euro in Deutschland. Was der Branche noch in die Hände spielt: Jedes vierte Neugeborene wird laut BDKH von einer Frau zur Welt gebracht, die nach Ausbildung oder beruflicher Karriere 35 Jahre und älter ist. "Die höher gebildeten, finanzstarken Frauen sind eine interessante Zielgruppe für Industrie und Handel", erklärte der BDKH. Sie wollten höherwertige Produkte.

Auch bei Kindermöbeln steht Sicherheit für viele Kunden ganz oben. Standsicherheit, Kippsicherheit, Quetschsicherheit. "Wer heute ein Kind bekommt, will es behüten und beschützen", heißt es in der Industrie. Das sehe man auch an der Einrichtung der Kinderzimmer - für manche eine Idylle und "eine Gegenwelt zur harten Realität".

Vor allem der Kauf eines Kinderwagen scheint eine heikle Angelegenheit zu. Die Info- und Auswahlphase ziehe sich oft extrem lange hin - "fast wie bei einem Autokauf", schilderte die Kölner Marktforscherin Birgit Langebartels. Denn Baby und Kleinkind sollen nicht nur sicher durch Straßen und Wege geschaukelt werden, der Kinderwagen prägt noch dazu das Bild nach außen. Beispiel: "Die Botschaft beim Jogger-Modell heißt: Ich bin eine mobile, sportliche Mutter", sagte Langebartels.