Kurz vor Abschluss der Klimarunde in Bangkok haben Teilnehmer und Aktivisten den USA eine massive Behinderung der Verhandlungen vorgeworfen. Obwohl sie sich 2020 aus dem Pariser Klimaabkommen zurückziehen wollten, arbeiteten die USA bei den Verhandlungen in Bangkok gegen die Interessen vor allem der Entwicklungsländer, hieß es am Samstag in der thailändischen Hauptstadt.

In Bangkok findet noch bis Sonntag die letzte große internationale Verhandlungsrunde vor der nächsten UN-Klimakonferenz im Dezember im polnischen Kattowitz statt. "Die USA sind nicht mehr im Spiel, aber sie wollen noch immer die Regeln aufstellen", hieß es anonym aus Verhandlungskreisen zu der entscheidenden Frage, wie die Mittel im Kampf gegen den weltweiten Klimawandel verteilt würden. Die US-Delegation "vergifte" die Verhandlungen.

Mit im Boot

Ein Vertreter der Aktivistengruppe ActionAid, Harjeet Singh, warf unter anderem der EU vor, das Gebaren der USA zu tolerieren und so die Interessen der Entwicklungsländer nicht zu unterstützen.

US-Präsident Donald Trump hatte den Ausstieg seines Landes aus dem Pariser Klimaschutzabkommen angekündigt, die Entscheidung kann aber erst 2020 in Kraft treten. Die Regierung des Klimawandel-Leugners Trump nimmt aber weiter an allen Klimaverhandlungen teil, um die Interessen der USA zu schützen. Die Staatengemeinschaft hatte sich 2015 in Paris darauf verständigt, die Erderwärmung nach Möglichkeit auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Appell der Wissenschaft

Unterdessen riefen 700 französische Wissenschafter die Regierungen in aller Welt zu schnellen Maßnahmen zur Eindämmung der Erderwärmung auf. Die Herausforderungen durch den Klimawandel könnten nur durch "sofortige Veränderungen" und Verpflichtungen "im Rahmen klarer und ehrgeiziger Ziele" bis zum Jahr 2030 bewältigt werden, heißt es in einem gemeinsamen Appell, der am Samstag auf der Titelseite der Zeitung "Liberation" veröffentlicht wurde.

Der Klimawandel sei bereits im vollen Gange und immer stärker spürbar, etwa durch den Anstieg des Meeresspiegels, hoben die Wissenschafter hervor, zu denen außer Umweltexperten und Physiker auch Ökonomen gehören. "Reden reichen nicht aus, wie die jüngsten Zahlen der Treibhausgasemissionen zeigen", kritisieren sie.

Lösungen wären verfügbar

Aus Sicht der Wissenschafter ist es daher "ebenso entscheidend wie dringlich, aus dem Feld der Beschwörungen heraus zu kommen und diese Reden im Dienste einer tiefgreifenden Gesellschaftstransformation konkret in starke und klare politische Entscheidungen umzusetzen". Dabei handle es sich "nicht um eine Utopie", denn viele Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels seien bereits verfügbar. Die Wissenschafter betonten, dass der Kampf gegen die Erderwärmung "ein politisches Ziel ersten Ranges" sei.

Weltweit fanden am Samstag Demonstrationen und andere Protestaktionen für einen entschlosseneren Klimaschutz statt. Unter dem Motto "Aufstehen für das Klima" demonstrierten tausende Menschen in Australien, Thailand, Philippinen, und Indien. Auch in Paris, Marseille und Brüssel gingen zahlreiche Menschen auf die Straße. In Deutschland sowie im kalifornischen San Francisco waren ebenfalls Proteste geplant.