In 1960er-Jahren, in einer Ära, in der US-Präsident John F. Kennedy sein Volk auf die ganz große Exkursion zum Mond einschwor und dieses noch kreative Science-Fiction-B-Movies fernab der Realität verschlang, vermuteten es die Wissenschaftler: In den eiskalten Kratern der Mondpole, dort, wo die Sonne niemals hingelangt, könnte gefrorenes Wasser überdauert haben. Frühere Missionen hatten bereits entsprechende Erkenntnisse geliefert.

Nun aber haben Forscher nach eigenen Angaben die Existenz von Wasser in Eisform auf der Oberfläche unseres Mondes hieb- und stichfest nachgewiesen. Laut der im Fachblatt "Proceedings of the National Academy of Sciences" von Shuai Li (Hawaii Institute of Geophysics and Planetology) und Ralph Milliken (Brown University in Providence) veröffentlichten Studie ist es offiziell: Es sei das erste Mal, dass man "definitive Beweise für die Existenz von gefrorenem Wasser auf der (Mond-)Oberfläche habe."

Das Eis befinde sich im permafrostigen Schatten von Kratern an den "superkalten" Mondpolen. In diesen Regionen – viele Krater an den Mondpolen tragen nicht ohne Grund die Namen berühmter Polarforscher – ist es niemals "wärmer" als minus 150 Grad. Woher aber kommt das Mondwasser? Für Li legen "die sich mehrenden Hinweise" nahe, dass entweder Wasser aus Urzeiten überlebt hat oder dass es kurz nach der Kollision von Asteroiden oder Kometen mitgebracht wurde, bevor der Mond dann endgültig erstarrte.

Blau markiert: Eis am  Süd- (links) und Nordpol des Mondes (rechts)
Blau markiert: Eis am Süd- (links) und Nordpol des Mondes (rechts) © Nasa



Einst waren Astronomen von einem staubtrockenen Mond ausgegangen – nur, dass es unter der Oberfläche Wasser gibt, war früh klar. In den letzten Jahren aber haben Forscher Daten ausgewertet, die die indische Mondsonde "Chandrayaan-1" bis 2009 gesammelt hatte. Jetzt, nach einem Abgleich mit Daten des Monderforschungsinstruments M3 der US-Raumfahrtbehörde Nasa, liefern drei chemische Signaturen einen direkten und detaillierten Nachweis für die Vorkommen.



Unklar ist, wie üppig das Volumen des Eiswassers ist: Jene Reservoirs, die die Instrumente erfassten, sollen nur wenige Millimeter der Mondoberfläche einnehmen, dies aber an Hunderten Stellen. Nasa-Chef Jim Bridenstine geht gar von "Milliarden Tonnen Eis" aus. Ist genügend davon vorhanden, rückt ein alter Menschheitstraum näher. Das gefrorene Wasser ließe sich für lunare Expeditionen oder längere Aufenthalte verwenden – Grundvoraussetzung für ein Überleben auf dem lebensfeindlichen, atmosphärenlosen und extrem temperierten Himmelskörper. Wasser wurde auf der Erde ein nicht hoch genug zu schätzendes Gut. Im astronomischen Kontext ist es eine unfassbar rare Ressource.

Um die Erforschung der Eisvorkommen voranzutreiben, scheint der Einsatz von Roboterfahrzeugen unerlässlich. Diese könnten in den schattigsten Kratern der Sache tiefer auf den Grund gehen. Auch bemannte Missionen könnten einmal Mondeis „ernten“ und sogar Treibstoff produzieren: Wird Wasser in seine Atome Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt, ließe sich daraus Raketensprit generieren. „Das Extrahieren von Mondeis wäre ein erster Schritt im Aufbau einer All-Wirtschaft“, wittert Angel Abbud-Madrid, Direktor des Zentrums für Weltraum-Ressourcen der Colorado School of Mines, Chancen. „Holt euch den Master in Asteroiden-Bergbau“, hatte er jüngst propagiert.


Wie viel US-Präsident Donald Trump am Vorantreiben einer friedlichen Mond-Kolonialisierung liegt, bleibt eine andere Frage: Der Astrophysiker John O'Meara etwa ließ zum 60. Geburtstag der US-Raumfahrtbehörde am 29. Juli wissen: "Ich habe das Gefühl, dass Trump die Nasa ziemlich egal ist." Der derzeit mächtigste Mann der Vereinigten Staaten von Amerika deutet das Ringen um technologischen Vorsprung in Orbit und Weltraum kaum überraschend als Wettrüsten: „America first – auch im All“ und träumt von einer Space Force. Und der Mond selbst? Hält sich auch zu diesen All-Machtsgedanken bedeckt.