Nach dem Brückeneinsturz von Genua hat Italiens Innenminister Matteo Salvini den Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia aufgerufen, auf die Erhebung von Straßenmaut zu verzichten. "Wenn ich ein Manager bei Autostrade wäre, würde ich bestimmte Mautgebühren aussetzen", sagte Salvini von der rechtsextremen Lega am Donnerstag nach einem Treffen mit Überlebenden des Unglücks.

"Krankenwagen zahlen Maut"

"In diesem Moment zahlen Krankenwagen Maut auf den Autobahnen", fügte er hinzu. Er erwarte, dass das Unternehmen als Zeichen des guten Willens noch "heute" die Mautgebühren aussetze, sagte der Vize-Regierungschef. Er frage sich, "wo manche Leute ihr Herz und ihr Gehirn haben". Das Unternehmen habe im vergangenen Jahr Mauteinnahmen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro kassiert. "Angesichts der Katastrophe, die sie ausgelöst haben, denke ich, dass sie einige Wochen ohne Maut erlauben könnten."

Die italienische Regierung hatte nach dem verheerenden Einsturz der vierspurigen Morandi-Brücke am Dienstag mit mindestens 38 Todesopfern bereits am Mittwoch schwere Vorwürfe gegen den Betreiber erhoben und Autostrade per l'Italia vor allem mangelhafte Wartungsarbeiten vorgeworfen.

Lizenzentzug angedroht

Die Firma betreibt die A10, zu der die eingestürzte Brücke gehört. Die Regierung in Rom drohte dem Betreiber bereits mit dem Entzug der Lizenz sowie hohen Strafzahlungen und forderte die Unternehmensführung zum Rücktritt auf. Die Aktie des Mutterkonzerns Atlantia ging am Donnerstag an der Mailänder Börse auf Talfahrt.

Autostrade per l'Italia wies die Vorwürfe zurück. Die Brücke sei vorschriftsmäßig "vierteljährlich" überprüft worden. Die Überquerung, an der zum Unglückszeitpunkt Wartungsarbeiten vorgenommen wurden, liegt auf der sogenannten Blumenautobahn A10, einer auch von zahlreichen Touristen genutzten wichtigen Verkehrsachse an der italienischen Riviera.