In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires sind am Samstag viele tausende Gläubige aus Protest gegen einen Gesetzentwurf zur Teillegalisierung von Abtreibungen auf die Straße gegangen. Die Demonstranten folgten Aufrufen evangelikaler Kirchen. Auch viele katholische Gemeinden schlossen sich der Großkundgebung an.

Der Senat, das Oberhaus des argentinischen Parlaments, befasst sich am Mittwoch mit dem Gesetzentwurf. Dieser hatte Mitte Juni die Abgeordnetenkammer mit knapper Mehrheit passiert. Doch der Senat ist konservativer als das Unterhaus. Er könnte den Entwurf ablehnen.

Die Vorlage erlaubt eine Abtreibung während der ersten 14 Wochen der Schwangerschaft, wobei die Gesundheitszentren des Landes den Eingriff kostenlos vornehmen. Derzeit ist in Argentinien eine Schwangerschaftsunterbrechung nur im Fall von Vergewaltigung oder Gefahr für das Leben der Mutter legal.

Viele illegale Abtreibungen

Nichtregierungsorganisationen schätzen, dass jährlich etwa eine halbe Million Abtreibungen illegal vorgenommen werden und dabei dutzende Frauen sterben. Die Abtreibungsgegner lassen das nicht gelten. Die Veranstalter der Kundgebung erklärten, bei Schwangerschaftsunterbrechung handle es sich um "Kriminalität" und nicht um "Gesundheitspolitik".

Zeitgleich mit der Debatte im Senat findet am Mittwoch in der Kathedrale von Buenos Aires eine katholische Messe statt. Die katholische Kirche ist in Argentinien sehr einflussreich. Der argentinische Papst Franziskus schickte vor einiger Zeit einen Brief an die argentinischen Bischöfe und forderte sie auf, für "Leben und Gerechtigkeit" einzutreten. Der konservative Staatschef Mauricio Macri sprach sich gegen Abtreibung aus.