Nach tagelanger Irrfahrt über das Mittelmeer ist das Rettungsschiff "Aquarius" in Spanien eingetroffen. Das vor einer Woche von Italien und Malta abgewiesene Schiff "Aquarius" mit 106 Flüchtlingen an Bord fuhr am Sonntag kurz vor 11.00 Uhr in den Hafen der ostspanischen Stadt Valencia ein, wie die Regionalregierung mitteilte.

Das von der Hilfsorganisation SOS Mediterranee gecharterte frühere Vermessungsschiff hatte am vergangenen Wochenende insgesamt 629 afrikanische Migranten, die vor der libyschen Küste auf verschiedenen Booten unterwegs waren, aus Seenot gerettet. Zur Überfahrt nach Spanien wurden Hunderte dieser Flüchtlinge auf die italienischen Schiffe "Dattilo" (274) und "Orione" (249) verteilt.

Italien und Malta hatten sich geweigert, die "Aquarius" anlegen zu lassen, und damit eine neue Krise in der EU-Flüchtlingspolitik ausgelöst. Schließlich hatte sich Spanien bereit erklärt, die Menschen ins Land zu lassen.

Italien: "Historischer Moment"

Die italienische Regierung begrüßt die Ankunft der "Aquarius" in Valencia. Von einem "historischem Moment" sprach der italienische Verkehrsminister Danilo Toninelli, der für Italiens Häfen zuständig ist.

"Spaniens Beispiel ist nur der Beginn einer neuen Phase europäischer Solidarität", twitterte Toninelli, Spitzenpolitiker der Fünf Sterne-Bewegung.

Zufrieden erklärte sich auch Innenminister Matteo Salvini. "Zum ersten Mal landet ein von Libyen abgefahrenes Schiff mit Migranten nicht in Italien. Das ist ein Zeichen, dass sich etwas ändert. Wir sind nicht mehr die Fußabstreifer Europas", kommentierte Salvini auf Facebook.

Ärzte gingen an Bord

Zuerst traf am Sonntagmorgen das italienische Marineschiff "Dattilo" in Valencia ein. Als das Schiff am Hafen anlegte, war an Bord Applaus zu hören. Zunächst gingen Ärzte mit Schutzanzügen auf das Schiff, um die Flüchtlinge untersuchen.

Gut vier Stunden später traf dann auch die "Aquarius" in Valencia ein. Das italienische Marineschiff "Orione" soll nach Schätzungen der spanischen Behörden gegen Mittag folgen.

Die Flüchtlinge waren vor einer Woche bei verschiedenen Rettungsaktionen vor der libyschen Küste von der französischen Hilfsorganisation SOS Mediterranee aufgenommen worden. Die Flüchtlinge kamen nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen aus 26 Ländern, darunter neben afrikanischen Ländern auch Afghanistan, Pakistan und Bangladesch.