Der neue Zaun in Zentralaustralien ist 44 Kilometer lang und umschließt das Newhaven Wildlife Sanctuary, eine einstige Rinderfarm. Die Tierschutzorganisation Australian Wildlife Conservancy hat diese gekauft. Mit dem weltweit längsten Katzenzaun hofft die Organisation, ein neues 94 Quadratkilometer großes Schutzgebiet zu schaffen, in dem einheimische Arten sich ungestört von Wildkatzen und Füchsen vermehren können.

Denn wilde Katzen, die einst als Haustiere mit der ersten Flotte britischer Sträflinge im 18. Jahrhundert auf den Kontinent kamen, töten jede Nacht Millionen Tiere. Die Australian Wildlife Conservancy schätzt, es könnten bis zu 75 Millionen pro Nacht sein, darunter bis zu einer Million einheimische Vögel. Vermutlich haben die Wildkatzen zum Aussterben von mindestens 20 einheimischen Tierarten beigetragen.

Katzen sind Feinde der australischen Tierwelt

Äußerlich ähneln die meisten der Wildkatzen, die im australischen Busch umherziehen, ganz dem kuscheligen Kätzchen von nebenan, doch immer wieder finden sich auch riesenhafte Exemplare, die beinahe schon an kleine Leoparden erinnern. Bis zu 20 Kilogramm schwere Tiere haben Wildhüter bereits gefangen. Doch die Größe der Tiere ist weniger relevant als ihre schnelle Verbreitung: Manche Quellen gehen von 15 und 20 Millionen Tieren aus, eine Studie aus dem Jahr 2017 schätzte dagegen, dass 2,1 bis 6,3 Millionen Wildkatzen in Australien leben. Obwohl sämtliche Zahlen – sowohl die Katzenpopulation also auch ihre täglichen Opfer – Schätzungen bleiben, ist sicher, dass die Tiere, die sich inzwischen flächenmäßig auf 99,8 Prozent des australischen Festlandes ausgebreitet haben, eine Menge Schaden anrichten.

© AUSTRALIAN WILDLIFE CONSERVANCY

Schon im 18. Jahrhundert trugen die Tiere zur ersten großen Aussterbewelle auf dem fünften Kontinent bei, die mit Beginn der weißen Besiedlung und dem europäischen Vormarsch in Australien begann. In den vergangenen 200 Jahren sind über 50 Tierarten auf dem Kontinent ausgestorben. Seit einigen Jahren erlebt Australien nun ein erneutes Massensterben seiner einheimischen Tierwelt und wieder werden die eingeschleppten Wildkatzen als die Hauptverantwortlichen angesehen. Aktuell sind fast 80 Tierarten nach Angaben des Umweltministeriums akut vom Aussterben bedroht.

Australien versucht seit einigen Jahren, die Katzenplage einzudämmen. Nachdem Fallen und Köder sich als weniger wirksam erwiesen haben, arbeiten australische Ureinwohner als professionelle Spurensucher im Outback, um die Katzen einzufangen. Doch ihre Arbeit kann aufgrund der Millionen Tiere und ihrer Ausbreitung nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein.

Neue Heimat für elf gefährdete Beutler

Hoffnung gibt nun das neue eingezäunte Newhaven Wildlife Sanctuary, das die Tierschutzorganisation in einer groß angelegten Aktion gestemmt hat. Für den Bau des 44 Kilometer langen Zauns benötigte es 8500 Zaunpfähle, 400 Kilometer Draht und 130 Kilometer Maschendraht.

Malas gehören zu den gefährdeten Arten, die vom Zaun geschützt sein sollen
Malas gehören zu den gefährdeten Arten, die vom Zaun geschützt sein sollen © AUSTRALIAN WILDLIFE CONSERVANCY

Elf gefährdete Beutler wie Bilbys (Kaninchennasenbeutler), Numbats (Ameisenbeutler), Bandicoots (Nasenbeutler) oder Malas, eine Art Wallaby, sollen angesiedelt werden, sobald die Wildkatzen, die das Areal derzeit noch unsicher machen, getötet worden sind. Falls erfolgreich, wird das umzäunte Gebiet das größte katzenfreie Gebiet auf dem Festland Australiens sein.