Nach dem Flugzeugabsturz in Kuba hat am Samstag eine zweitägige Staatstrauer begonnen. Die Flaggen wurden landesweit auf Halbmast gesetzt. Bei dem Unglück waren am Freitag 107 Menschen ums Leben gekommen, drei Frauen überlebten schwer verletzt. Die Unglücksursache war unklar. Nach Angaben von Präsident Miguel Diaz-Canel wurden Ermittlungen eingeleitet.

Am Samstagmorgen warteten rund 40 Angehörige von Opfern vor dem gerichtsmedizinischen Institut in Boyeros, unweit des Flughafens. "Meine Frau Elsa Buitriago hat vier Mitglieder ihrer Familie verloren: ihre Mutter, ihre Schwester, einen Schwager und einen Neffen, alle aus Holguin", sagte der 48-jährige Jorge Leiva.

In den sozialen Netzwerken wurden Fotos der Opfer des Fluges DMJ0972 veröffentlicht. Im Krankenhaus Calixto Garcia in Havanna blieb der Zustand der drei schwerverletzten Kubanerinnen, die das Unglück überlebten, besorgniserregend. Ihr Zustand sei "stabil, aber immer noch kritisch", verlautete aus Krankenhauskreisen. Die Frauen hätten schwere Verbrennungen erlitten, Verletzungen an der Lunge und im Unterleib sowie zahlreiche Knochenbrüche.

Die Boeing 737-200 war am Freitag kurz nach ihrem Start in Havanna mit 104 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern abgestürzt. Der Inlandsflug sollte ins 670 Kilometer östlich gelegene Holguin gehen. Kurz nach dem Abheben stürzte sie auf ein Feld in der Nähe des Flughafens Jose Marti. Das Flugzeug wurde fast vollständig zerstört.

Suche nach der Blackbox

Ob die Blackbox der Unglücksmaschine gefunden wurde, war zunächst unklar. Die mexikanische Luftfahrtbehörde kündigte die Entsendung von Spezialisten an, die bei den Ermittlungen helfen sollten. Auch der Flugzeughersteller Boeing stellte zur Unterstützung der kubanischen Behörden ein Team von Technikern bereit.

Die staatliche Fluggesellschaft Cubana de Aviacion hatte die Maschine samt Besatzung von der mexikanischen Airline Global Air, auch bekannt als Aerolineas Damojh, gechartert. Das Flugzeug war laut Global Air 1979 gebaut worden und zuletzt im November in der Inspektion gewesen.

Die Fluggesellschaft teilte in Mexiko-Stadt mit, dass sechs mexikanische Besatzungsmitglieder an Bord gewesen seien. Laut kubanischen Staatsmedien handelte es sich bei den meisten Absturzopfern um Kubaner. Da die Behörden keine Passagierliste veröffentlichten, war die genaue Zahl von Ausländern an Bord unklar. Nach Angaben des argentinischen Außenministeriums waren zwei Argentinier unter den Toten.

Augenzeugen zufolge war die Maschine abgestürzt, als sie die erste Kurve flog. Der 21-jährige Yasniel Diaz sagte, der Pilot habe offenbar noch eine Notlandung machen wollen, dies aber nicht mehr geschafft. Die folgende Explosion habe "alles erschüttert", sagte Diaz.

Der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel sprach im Namen der Regierung den Familien Beileid aus. Eine Kommission untersuche die Umstände des Unfalls, so Díaz-Canel. Mehr als die Hälfte der Opfer stammte nach Angaben von "Cubadebate" aus der Stadt Holguín im Osten der Insel, die das Ziel des Flugs DMJ 0972 gewesen wäre.

Auf Feld zerschellt

Die Maschine war unmittelbar nach dem Start auf einem Feld in der Nähe des Flughafens José Martí zerschellt. Die weißen, noch rauchenden Teile lagen zwischen hohem Gras und Palmen. Die Besatzung stammte aus Mexiko. Sie habe aus einem Piloten, einem Co-Piloten und drei Flugbegleiterinnen bestanden, teilte das Verkehrsministerium des lateinamerikanischen Landes mit.

Auf Videoaufnahmen waren eine dichte Rauchwolke in der Nähe des Flughafens zu sehen. Ein Video, das in den sozialen Medien geteilt wurde, zeigte einen Feuerball über der Absturzstelle.

Auch der ehemalige kubanische Präsident Rául Castro drückte sein Beileid aus. Das berichtete das Staatsfernsehen. Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto schrieb auf Twitter, Mexikos Gedanken seien bei den Familienangehörigen und Opfern. Weitere Beileidsbekundungen kamen aus Venezuela und Nicaragua. Auch die Regierungschefs aus Kanada, Paraguay und Bolivien nahmen Anteil.

Der letzte größere Unfall einer Passagiermaschine auf Kuba hatte sich 2010 ereignet. Damals war in dem Karibikstaat ein Flugzeug der Airline Aerocaribbean mit Touristen an Bord auf dem Weg vom östlich gelegenen Santiago de Cuba nach Havanna abgestürzt. Alle 68 Insassen starben.