Mindestens 200 Millionen Frauen und Mädchen sind Opfer weiblicher Genitalverstümmelung. Daran erinnerte UNICEF und die Österreichischen Plattform gegen weibliche Genitalverstümmelung (StopFGM) anlässlich des Null-Tolleranztages dieser Praxis (6. Februar) am Donnerstag in Wien. StopFGM-Sprecherin und SPÖ-Mandatarin Petra Bayr forderte dabei mehr Aufklärung und finanzielle Unterstützung.

Die Dunkelziffer der Opfer liegt nach Einschätzung der Organisationen weitaus höher. Denn die jüngsten Daten stammen aus dem Jahr 2016 und beinhalten nur 30 Länder - davon 27 aus Nord- und Zentralafrika sowie aus dem Irak, Jemen und Indonesien. Mehr als die Hälfte der genannten 200 Mio. Opfer lebe in nur drei Ländern: Indonesien, Ägypten und Äthiopien.

Hinweise auf Verstümmelung in weiteren Ländern

Es gebe aber viele Hinweise, etwa durch Einzelberichte oder kleinere Studien, dass in Ländern wie etwa Kolumbien oder Saudi-Arabien ebenfalls weibliche Genitalverstümmelung stattfindet, erklärte Corinna Geissler von UNICEF. Die Praxis sei zudem an "keiner bestimmten Bevölkerungsgruppe" festzumachen, sondern würde alle sozialen Schichten "durchziehen".

Auch in Europa, Nordamerika und Australien leben aufgrund der Migrationsbewegung Opfer weiblicher Genitalverstümmelung. Für Österreich gibt es laut Bayr aber ebenfalls keine zuverlässigen Daten. Dabei werde öfters die Zahl von 6.000 Opfern genannt, allerdings ist dies lediglich von Erhebungen in Deutschland heruntergerechnet.

Mehr Geld benötigt

Bayr fordert unter Verweis auf den sogenannten GREVIO-Bericht, einem vom Europarat installierten Überprüfungsmechanismus, in Österreich die Umsetzung mehrere Maßnahmen. Hierzulande gebe es "objektiv gesehen eines sehr gute Gesetzeslage", betonte Bayr. Allerdings fehle vor allem die Aufklärung sowohl der Opfer als auch vom medizinischen, pädagogischen oder sozialen Personal.

Betroffene Mädchen - viele von ihnen erst im Kindergarten- oder Volksschulalter - würden "nicht auf die Idee kommen, in Opferschutzeinrichtungen zu gehen", da brauche es etwa mit dem Thema vertraute Kinderpädagoginnen, führte Bayer aus. Die SPÖ-Mandatarin fordert in diesem Zusammenhang mehr finanzielle Unterstützung, etwa für Weiterbildungen oder entsprechende Anlaufstellen.