Seit Wochen hetzte die Meute der Paparazzi, der Sensationsfotografen, hinter Prinzessin Diana (36) her, um immer neue Schnappschüsse von ihr und ihrer neuen Liebe, dem ägyptischen Millionärssohn Dodi el Fayed (41), zu ergattern. Seit gestern, kurz nach Mitternacht, ist die Jagd zu Ende. Für immer.

Auf der Flucht vor Fotografen, die das Paar mit Motorrädern durch Paris verfolgten, verlor der Chauffeur die Kontrolle über den Wagen. In einer Unterführung an der Seine-Brücke Pont de l'Alma im Herzen der französischen Metropole raste der schwarze Mercedes S 600 mit weit überhöhter Geschwindigkeit - vermutlich waren es 150 km/h - gegen einen Betonpfeiler. Dodi el Fayed und der Fahrer waren auf der Stelle tot. Um Dianas Leben kämpften die Ärzte im Krankenhaus "La Pitie Salpetriere" fast vier Stunden lang - vergeblich. Einziger Überlebender des Unfalls ist der Leibwächter der Prinzessin, der schwere Verletzungen davontrug.

Titelseite der Kleinen Zeitung vom 1. September 1997
Titelseite der Kleinen Zeitung vom 1. September 1997 © KK

Noch an Ort und Stelle wurden sieben Paparazzi von der Polizei festgenommen und den ganzen Tag über verhört. Augenzeugen berichteten, einer der Fotografen habe unmittelbar nach dem Unfall begonnen, Bilder zu schießen. Als die Umstehenden erkannten, wer die Opfer in dem zertrümmerten Wagen waren, wurde ein Paparazzi, dessen die aufgebrachten Augenzeugen habhaft wurden, verprügelt.

Verfolgungsjagd

Die Paparazzi hatten Prinzessin Diana und Dodi el Fayed seit ihrer Ankunft in Paris am Samstag nachmittag verfolgt. Am Abend hatte das Paar ein Essen im Hotel Ritz, das dem Vater von Dodi, Mohammed el Fayed, gehört. Die Nacht wollten die beiden aber offenbar nicht im Hotel, sondern in der Pariser Villa el Fayeds verbringen. Um den vor dem Ritz lauernden Sensationsreportern zu entkommen, ließ das Paar das Auto, mit dem es gekommen war, stehen und stieg auf einen schwarzen Mercedes S 600 aus dem Fuhrpark des Hotels um. Di und Dodi nahmen auf dem Rücksitz Platz, der Leibwächter saß auf dem Beifahrersitz, am Steuer war ein Sicherheitsmann des Hotels. Doch der Trick mit dem Wagenwechsel funktionierte nicht, mit mehreren Motorrädern nahmen Fotografen die Verfolgung auf.

Riesenknall

Diana und Dodi waren nach Polizeiangaben nicht angeschnallt. Augenzeugen berichteten, der Wagen sei kurz nach Mitternacht mit mindestens 100, eher 150 km/h in die enge Unterführung an der Pont de l'Alma eingefahren, in der eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 50 km/h gilt. Mit einem Riesenknall sei das Fahrzeug in einen der Betonpfeiler gekracht, von dort sei der Wagen gegen die Tunnelwand geschleudert worden und habe sich überschlagen. Noch zwei Minuten lang dröhnte in der Unterführung die Hupe - der Körper des toten Fahrers lag auf dem Lenkrad. Der 394 PS starke S 600, der als eines der sichersten Autos der Welt gilt, war kaum noch als Mercedes zu erkennen: Die Front eine schwarzlackierte Masse aus zerquetschtem Blech und Motorteilen, das Dach eingedrückt, die Scheiben zerborsten, die Airbags zerplatzt. Auf der hinteren Ablage war eine weiße Jacke zu sehen - die Jacke, die Diana zuvor im Ritz getragen hatte.

Bild des zertrümmerten Wagens
Bild des zertrümmerten Wagens © KK

Binnen weniger Minuten waren die Polizei und Notärzte am Unglücksort. Die Opfer mussten aus dem Wagen geschnitten werden. Der Chauffeur und Dodi el Fayed waren auf der Stelle tot gewesen. Die Verletzten wurden ins Spital "La Pitie Salpetriere" gebracht. Noch im Krankenwagen wurde die Erstversorgung durchgeführt.

Herzstillstand

In der Klinik wurden an Diana schwere Brustverletzungen, Knochenbrüche und Blutungen diagnostiziert. Bald darauf kam es zum Herzstillstand. Eine Lungenschlagader war aufgerissen. Den Ärzten gelang es in einer Notoperation, die Wunde zu schließen. Zwei Stunden versuchten sie, Diana mittels Herzmassage am Leben zu erhalten. Vergebens. Gegen vier Uhr morgens hörte das Herz der "Königin der Herzen", wie Diana oft genannt wurde, für immer zu schlagen auf. Der Anästhesist Bruno Riou sagte, sie habe vor ihrem Tod das Bewußtsein nicht wiedererlangt.

Den Zustand des Leibwächters Trevor Rees-Jones bezeichneten die Ärzte als "zufriedenstellend". Er habe eine leichte Gehirnquetschung, ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Lungenquetschung erlitten, es bestehe aber keine umittelbare Lebensgefahr.

Erst kürzlich hatte die vor einem Jahr von Prinz Charles geschiedene Diana erklärt, wegen der ständigen Verfolgungen würde sie am liebsten in ein anderes Land auswandern. Schon in der Vergangenheit hatte sie mehrfach gefordert, die Boulevardpresse solle sie endlich in Ruhe lassen.

Als die Nachricht vom Tode Dianas Sonntag früh Millionen Menschen erschütterte, rollte an der Unglücksstelle in Paris bereits wieder der Verkehr vorbei. An die Ereignisse der vergangenen Nacht erinnerten Bremsspuren, einige Schrammen im Beton - und ein Meer aus Blumensträußen.