Die jüngste Konfusion um ein vermeintlich abgestürztes Löschflugzeug im Katastrophengebiet Portugals ist ein deutliches Zeichen: Die Behörden scheinen mit den Waldbränden nordöstlich von Lissabon überfordert zu sein.

Nicht nur Menschen, die hilflos in ihren Dörfern von den Flammen umzingelt waren, beschwerten sich, weil stundenlang keine Hilfe in Sicht war. Auch Feuerwehrleute monierten, dass teilweise erst viel zu spät Unterstützung aus der Luft kam. Nun sind mehr als 60 Menschen tot, über 150 liegen im Krankenhaus.

Während die Flammen noch immer lodern, versucht sich das Land langsam aus seiner Schockstarre zu lösen. Verantwortliche werden gesucht, irgendwer soll für das Inferno bezahlen. Die spanische Zeitung "El Mundo" schrieb am Mittwoch sogar, das "desaströse Management der Tragödie könnte das Ende der politischen Karriere von Ministerpräsident Antonio Costa bedeuten". Es habe offensichtlich nicht nur an Koordination zwischen den Behörden, sondern auch im Umgang mit den Medien gemangelt. Und auch ein Baum steht im Zentrum: Eukalyptus. Aber der Reihe nach.

Hubschrauber entsandt

Am frühen Dienstagabend überschlugen sich die Nachrichten. Eine Canadair-Maschine sei im Feuer abgestürzt, hieß es. Die Unfalluntersuchungsbehörde GPIAAF hatte gegenüber der Nachrichtenagentur Lusa erklärt, sie sei über den Verlust einer Maschine informiert worden. Augenzeugen hatten zuvor von "einem lauten Knall und einem Feuerball" berichtet. Ein Hubschrauber samt Rettungstrupp wurde entsandt, um das Wrack zu orten.

Unterdessen kamen immer neue Gerüchte auf: Die Maschine stamme aus Spanien, hieß es plötzlich, der Pilot sei ein Brite gewesen, meinten andere. Aber nichts davon bewahrheitete sich, die spanische Luftwaffe sah sich genötigt, auf Twitter offiziell zu dementieren. Erst nach mehreren Stunden war klar, dass gar keine Maschine fehlte - stattdessen waren offenbar im Feuer Gasflaschen in einem Wohnwagen explodiert, wie der Chef des Zivilschutzes Vítor Vaz Pinto vor Journalisten einräumte.

Verwunderung und große Verwirrung

In die Erleichterung darüber, dass es letztlich doch keinen Absturz gab, mischt sich Verwunderung. Die Zeitung "Publico" sprach von "großer Verwirrung" - die arg von der Kritik gebeutelten Behörden reagierten anscheinend überstürzt. Pinto betonte hingegen, man habe lediglich "das Protokoll für solche Situationen eingehalten".

Der Zivilschutz will keine Fehler mehr machen - was verständlich ist, denn als die Brände sich am Samstagabend nach einem Blitzschlag in Windeseile ausbreiteten, lief es überhaupt nicht rund. Zahlreiche wütende Bürger, darunter auch der Bürgermeister des besonders betroffenen Ortes Pedrogao Grande, Valdemar Alves, hatten eine "ungenügende Zahl von Einsatzkräften" beklagt.

Ursachen bekämpfen

Gleichzeitig werden immer häufiger Forderungen laut, nicht nur die Symptome von Waldbränden besser zu bekämpfen, sondern vor allem ihre Ursachen. Und einer der Hauptverantwortlichen - so sagen Umweltschützer - sei Eukalyptus: eine Baumart, die in Europa nicht heimisch ist und aus Australien eingeführt wurde.

Die Bäume bringen Geld, sind sie doch wichtiger Bestandteil von Portugals Papier- und Zelluloseindustrie. Um sie anzubauen, wurden weite Waldflächen gerodet, bereits 2015 soll Eukalyptus auf mehr als 800.000 Hektar gewachsen sein - das entspricht einem Viertel der portugiesischen Waldfläche. Aber die Pflanzen haben auch große Nachteile: Sie brauchen extrem viel Wasser, laugen die Böden aus und haben ölreiche Blätter, die wie Zunder brennen.

Die Umweltschutzorganisation "Quercus" erhob schwere Vorwürfe gegen die Regierung. Jahrelang habe man "verantwortungslos" gehandelt, hieß es, und auch das Projekt einer Waldreform - mit dem neue Eukalyptus-Plantagen eingedämmt werden sollten - sei bisher gescheitert. "Wenn die Waldpolitik nicht endlich geändert wird, dann werden wir wahrscheinlich immer wieder solche Tragödien erleben", hieß es in einer Mitteilung.