Nach dem Lawinenabgang auf das Hotel Rigopiano in Farindola an einem Hang des Gran-Sasso-Massivs in der mittelitalienischen Apennin-Region Abruzzen wollen die Justizbehörden ergründen, ob das Vier-Sterne-Resort auf 1200 Meter Höhe eine unsichere Hanglage hatte. Das in den 1970er-Jahren als Berghütte errichtete Gebäude war 2007 in ein bei VIPs beliebtes Spa-Hotel ausgebaut worden.

Wald ist kein Sicherheitsfaktor

"Erdbeben und Schnee sind die Hauptverantwortlichen dieses Unglücks. Doch das Hotel befindet sich auf einem Hang, auf dem es der Lawinengefahr stark ausgeliefert war. Die Tatsache, dass hinter dem Hotel ein Wald lag, ist kein Sicherheitsfaktor. Im Gegenteil, eine Lawine, die einen Wald mitreißt, ist wegen der Bäume und des Gerölls noch gefährlicher", betonte der Ingenieur aus der Abruzzen-Hauptstadt L'Aquila, Dino Pignatelli, laut der römischen Tageszeitung "Il Messaggero".

Die Staatsanwältin von Pescara, Cristina Tedeschini, ermittelt wegen Fahrlässigkeit im Zusammenhang mit der Katastrophe. Sie will die Entstehung des Hotels Rigopiano im Besitz des Unternehmers Roberto Del Rosso prüfen, der mit weiteren 30 Personen im Schnee vermisst wird. Del Rosso hatte das Hotel von seinem Vater geerbt, der eine einfache Berghütte in ein elegantes Hotel umgewandelt hatte, berichtete "Il Messaggero".

Zum Vier-Sterne-Hotel aufgestockt

2007 hatte Del Rosso weiter massiv in das Ressort investiert und es zum Vier-Sterne-Hotel aufgestockt. Der exklusive Spa-Bereich und neue Kongressräume waren vom damaligen Senatspräsidenten, dem aus den Abruzzen stammenden Franco Marini, eingeweiht worden. Stars wie US-Schauspieler George Clooney und andere Künstler sowie Politiker zählten zu den Gästen.

In Zusammenhang mit den Erweiterungsarbeiten des Hotels waren 2010 Korruptionsermittlungen gegen zwei Bürgermeister von Farindola eingeleitet worden. Diese endeten jedoch mit einem Freispruch. Inzwischen lief gegen Del Rosso eine Untersuchung wegen betrügerischen Bankrotts. Er soll den Besitz des Hotels einer fiktiven Gesellschaft übertragen haben, um sie Gläubigern zu entziehen. Schulden in Höhe von 2,5 Millionen Euro lasteten auf dem Unglückshotel, von dem nach der Lawine am Mittwoch nur Trümmer unter dem Schnee übriggeblieben sind.