Das Zika-Virus ist offenbar auch in Österreich diagnostiziert worden. Wie das ORF-Ö1-Morgenjournal am Donnerstag unter Berufung auf das Tropenmedizinische Institut der MedUni Wien berichtete, soll sich eine heimische Touristin bei einer Reise nach Brasilien infiziert haben.

Ohne Schwangerschaft keine Folgen

Aber, so der Tropenmediziner Herwig Kollaritsch im APA-Gespräch: Unter der Voraussetzung, dass die Patientin nicht schwanger ist, "ist das so wichtig, als würde in China ein Reissack umfallen". Es sei zu befürchten, dass immer wieder Reisende in den nächsten Wochen mit dem Zika-Virus zurückkehren werden. Der Experte: "Vier Fünftel werden es nicht einmal merken." Und für die Betroffenen sei es, "sofern sie nicht schwanger sind, völlig egal".

Eine Epidemie sei in Österreich nicht zu befürchten: "Erstens ist es zu kalt", betonte Kollaritsch. Außerdem gebe es hierzulande "keine kompetenten Überträger". Wichtig sei das Auftreten des Virus allenfalls bei der Diagnostik. Eine Gefahr gebe es aber für Schwangere oder solche, die es werden wollen: So sei bei Honeymoon-Reisen Vorsicht geboten, etwa in die Dominikanische Republik, wo ebenfalls bereits Fälle des Zika-Virus registriert wurden.

Militär kämpft gegen Moskitos

In Brasilien sind seit dem vergangenen Jahr bereits 68 Babys an den Folgen des Zika-Virus gestorben. 4.180 Fälle von Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie) wurden registriert. Das brasilianische Militär will jetzt mit einer Großoffensive die Moskitoart Aedes aegypti bekämpfen, die den sich rasant ausbreitenden Zika-Virus überträgt.

Soldaten sollen Moskitos vernichten

Verteidigungsminister Aldo Rebelo betonte am Mittwochabend bei der Vorstellung des Programms: "Wir müssen alle Kräfte des Staates und der Gesellschaft bündeln." In 356 Städten und Gemeinden sowie tausenden Schulen soll über die Gefahr aufgeklärt und Moskitos und deren Eiablageplätze vernichtet werden. 160.000 Soldaten, 30.000 Mitglieder der Marine und 30.000 Militärs der Luftwaffe sollen eingesetzt werden. In dem Land gibt es über eine halbe Millionen Infektionen mit dem Virus, der im Verdacht steht, bei der Infizierung von Schwangeren schwere Fehlbildungen bei deren Babys auszulösen. Für die direkte Bekämpfung der Moskitos mit Insektenschutzmitteln sollen rund 50.000 Soldaten eingesetzt werden.

Das Gesundheitsministerium sieht einen klaren Zusammenhang zu dem zuvor kaum bekannten, ursprünglich aus Afrika stammenden Zika-Virus, der sich schon in über 20 Ländern auf dem amerikanischen Kontinent verbreitet hat. In Brasilien gibt es bereits zwölf Fälle, wo Schwangere, deren Kinder mit Schädelfehlbildungen geboren wurden, sich zuvor mit Zika infiziert hatten. Mikrozephalie führt meist wegen eines zu kleinen Gehirns zu geistiger Behinderung. Vor der starken Ausbreitung galt das Zika-Virus als eher harmlos - Symptome sind leichtes Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Hautrötungen.

Erste Fälle aus Europa gemeldet

Auch aus Nicaragua wurden nun die ersten zwei Zika-Fälle gemeldet, auch mehrere aus Lateinamerika zurückgekehrte deutsche Touristen haben sich infiziert. Bisher gibt es keinen Impfstoff, es gibt viele Unklarheiten. Die brasilianische Staatspräsidentin Dilma Rousseff kündigte für nächsten Dienstag ein Krisentreffen der Gesundheitsminister des südamerikanischen Staatenbundes Mercosur an. Vor dem nächsten Woche beginnenden Karneval sollen auch in der Hauptveranstaltungsstätte, dem Sambadrom in Rio de Janeiro, die Moskitos mit Spezialmitteln bekämpft werden, damit keine Gefahr für die Besucher besteht, es werden bis zu eine Million Menschen zum Karneval erwartet.

Das Virus ist 1947 erstmals bei einem Affen aus dem Zikawald Ugandas in Afrika festgestellt worden. Es tauchte anschließend vereinzelt auch in Asien auf und dann stärker 2013 in Französisch-Polynesien auf. Aber erst seit 2015 gibt es einen massenhaften Ausbruch, der in Brasilien seinen Anfang nahm und inzwischen ganz Lateinamerika betrifft. Auch aus europäischen Ländern wurden jüngst Fälle gemeldet. In Österreich wurde bisher kein Fall registriert. In Deutschland wurde laut Robert-Koch-Institut als erstes bei zwei Reiserückkehrern aus Haiti eine Infektionen diagnostiziert.