Mehr als eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal ist die Zahl der Toten auf 7040 gewachsen. Mindestens 14.123 Menschen seien verletzt worden, teilte die Regierung am Sonntag mit. Die Zahl der Toten dürfte noch weiter steigen.

50 Leichen entdeckt

In einer entlegenen Bergregion, in der sich mehrere Schneelawinen gelöst hatten, seien am Samstag 50 Leichen entdeckt worden, sagte der zuständige Vize-Polizeipräsident für die Rasuwa-Region, Pravin Pokharel. Darunter seien einige ausländische Bergsteiger, die noch nicht identifiziert wurden. Allein in dieser Gegend würden noch 200 Menschen vermisst. Laut einem hochrangigen Beamten ist es derzeit aufgrund von starkem Regen nicht möglich, dass Rettungskräfte und Helfer dorthin gelangten.

Aus den USA sollten am Sonntag - und damit einen Tag später als erwartet - mindestens 100 Soldaten und Militärflugzeuge, darunter zwei Hubschrauber, eintreffen. Sie sollen dabei helfen, Hilfsgüter auch in schwer erreichbare Regionen zu bringen.

Nacht unter freiem Himmel

Unterdessen verbrachten viele der 28 Millionen Nepalesen die Nacht erneut unter freiem Himmel. Nach Angaben der Vereinten Nationen werden mindestens zwei Millionen Zelte, Wasser, Nahrungsmittel und Medikamente in den kommenden drei Monaten benötigt. Im größten Sportstadion der Hauptstadt sowie auf den Golfplätzen von Kathmandu reihen sich die Zelte bereits aneinander. Die Zeit drängt: Die Regenzeit beginnt in wenigen Wochen.

Das Beben der Stärke 7,8 hatte am Samstag vor einer Woche weite Teile des Landes zerstört. Es wird damit gerechnet, dass die Zahl der Toten weiter ansteigt.

Gorkha besonders hart getroffen

In den am schwersten betroffenen Distrikten Gorkha und Sindupalchowk seien bis zu 90 Prozent der Häuser, die meist aus Lehm und Steinen bestehen, zerstört worden. In anderen Distrikten seien es 80 Prozent. Unterdessen stieg die Zahl der Toten allein in Nepal auf mehr als 6.800. In Indien und China kamen zusammen 100 Menschen ums Leben.

Abzug vom Everest

Unterdessen zogen sich quasi alle Expeditionsteams vom Mount Everest zurück. Wer noch am höchsten Berg der Welt sei, packe in den kommenden Tagen zusammen, meldete der belgische Bergsteiger Damien Francois aus dem Basislager. Das Lager sehe durch die Lawine aus "wie nach einem Tsunami". Derzeit räumten die wenigen verbliebenen Bergsteiger und ein Team der indischen Armee die Überreste zusammen, die durch die Druckwelle bis zu einen Kilometer weit geschleudert wurden.

Bei dem gewaltigen Erdbeben am vergangenen Samstag hatten sich im Mount-Everest-Massiv zahlreiche Lawinen gelöst. Dabei kamen mindestens 18 Menschen ums Leben, darunter nach Angaben von Nepals Bergsteigervereinigung eine Australierin, zwei US-Amerikaner, ein Japaner und ein Chinese. Die Regierung Nepals erklärte zunächst, den Berg von der Südseite nicht schließen zu wollen. China hingegen hatte schnell alle Klettertouren auf der Nordseite während der Frühlingssaison verboten.

Die Sherpas wollten jetzt lieber bei ihren Familien sein, denn auch dort seien viele Häuser zerstört worden, sagte Lhakpa Sherpa. Er war selbst während der Lawine im Basislager, um zum fünften Mal auf den Everest zu steigen. In der Lawine verlor er einen Großteil seiner Ausrüstung. "Das gilt auch für viele andere. Wir können also nicht mehr klettern", sagte er. Die Regierung hätte den Berg schließen sollen, findet er.