Die Anzeichen haben sich seit dem Spätsommer gemehrt, jetzt ist es quasi amtlich: Selbst wenn der Rest des Dezembers außergewöhnlich kalt verlaufen sollte, wird das Jahr 2014 in Österreich das wärmste je gemessene sein. Das zeigen die Aufzeichnungen und aktuellen Prognosen der Zentralanstalt für Meteorologie (Zamg). Demnach wird das Jahr 2014 zwischen 2,2 und 2,5 Grad wärmer ausfallen als der Schnitt der Vergleichsperiode 1981 bis 2010. Bisheriger Rekordhalter war 1994 mit 2 Grad zu viel, gefolgt vom Jahr 2007.

Von den vergangenen elf Monaten lagen bundesweit lediglich zwei (Mai und August) leicht unter den üblichen Temperaturen, die anderen waren allesamt teils drastisch zu warm (siehe Grafik rechts). Den relativen Höchstwert stellte der November auf, der es auf satte 3,8 Grad zu viel brachte. Kein November war seit Messbeginn im Jahr 1767 wärmer.

Die Auswirkungen sind nicht nur in Form von Schneemangel spürbar. In weiten Teilen Österreichs, etwa in Oberösterreich und dem größten Teil der Steiermark, ist der gesamte Herbst ohne Frost verlaufen – ebenfalls eine Premiere. Für Johann Hiebl, Klimatologe bei der Zamg, ist diese Veränderung sogar einschneidender als die 2013 erstmals gemessenen 40 Grad Celsius. „Ein Herbst ohne Frost ist völlig untypisch und entspricht überhaupt nicht dem mitteleuropäischen Klima, wie wir es bisher kannten.“ In der Regel gibt es die ersten Frosttage im Großteil Österreichs schon im Oktober. „In Graz oder an der Hohen Warte in Wien ist der erste Frost heuer aber erst am 10. Dezember gekommen“, sagt Hiebl.

Für das gesamte Ökosystem ist das eine massive Umstellung. So reguliert der Frost die Populationsdichte von Insekten, beschleunigt die Laubfärbung und hemmt das Sprießen von Nutzpflanzen, heißt es bei der Zamg. Und die Temperaturveränderungen dürften noch zunehmen. „Am Erwärmungstrend besteht kein Zweifel, darauf müssen wir uns einstellen“, sagt Hiebl.

Stagnation beendet?

Selbiges gilt für die ganze Welt. Denn auch im globalen Durchschnitt ist das laufende Jahr auf dem besten Weg, das wärmste seit Beginn der flächendeckenden Messungen um 1880 zu werden. Beachtlich ist das aus mehrerlei Hinsicht: Erstens, weil mit 2014 ein Jahr am Wärmerekord kratzt, das – anders als die bisherigen Rekordhalter – nicht vom wärmetreibenden Wetterphänomen El Niño beeinflusst ist. Tritt dieses in den nächsten Jahren wieder ein, könnte der Temperaturanstieg noch viel deutlicher werden. Zweitens durchbricht der wahrscheinliche Wärmerekord 2014 eine fast 15 Jahre andauernde Phase ohne solche Rekorde. Ein ähnliches Temperaturplateau hatte es bereits in den 1960er-Jahren gegeben, in den 1940ern waren die Werte kurzfristig sogar gesunken. Danach kam es allerdings jeweils erneut zu einem kräftigen Aufschwung.

Den neuen Rekord bereits geknackt hat übrigens die Periode November 2013 bis Oktober 2014. Laut der US-Wetterbehörde NOAA war kein Zwölfmonatszeitraum zuvor so warm. Besonders beunruhigend sind laut der UN-Wetterorganisation WMO die außergewöhnlich hohen Meerestemperaturen. Messungen ergaben, dass die Werte sogar noch in 2000 Meter Tiefe auf Rekordniveau liegen. Setzt sich dieses Potenzial voll frei, könnten sich auch die Landmassen schneller als bisher aufheizen.