Die Franzosen schlafen gern und viel. Zumindest verbringen sie mehr Zeit im Bett als alle anderen wohlhabenden Völker. Acht Stunden und 50 Minuten tauchen sie täglich ein in eine kuschelige Welt aus Pölstern, Decken und Daunen. Die OECD hat den weltrekordverdächtigen Wert ermittelt, die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Was die Rede vom in Frankreich lebenden Herrgott nahelegt, der es den Seinen bekanntlich im Schlaf gibt, worauf aber auch Frankreichs Ruf als Land der Liebe hindeutet - die Wissenschaft hat es bestätigt. Das Bett ist in Frankreich wichtiger als anderswo.

Fragt sich nur, wie lang das noch so bleibt. Denn auch in Frankreich bröckeln die Bastionen nationalen Brauchtums, schreitet die Globalisierung voran. Was gestern als tief in der Gesellschaft wurzelnde Bettkultur galt, ist es heute schon nicht mehr. Wo einst auf dem Leintuch ein zweites liegen musste und darüber eine Wolldecke, haben skandinavische Daunendecken Einzug gehalten.

Die körperlicher Nähe so förderliche Doppelbettbreite von 1,20 Meter weicht den international üblichen Maßen von 1,40 bis 1,60 Meter. Gewiss, noch immer halten Franzosen und Französinnen entschlossen an der gemeinsamen Doppelbettdecke fest wie auch am traditionell quadratischen Kopfkissen. Aber der Trend zur Vereinzelung und zum Kissen in ordinärer Rechteckform schreitet voran. Und so sehr die im Bett verbrachte Zeit im internationalen Vergleich auch beeindruckt, die Nachtschlafdauer schrumpft.

Das Nationale Institut für den Schlaf und die Wachsamkeit InSV hat unter Frankreichs Werktätigen alarmierende Defizite ausgemacht. Von Montag bis Freitag schliefen sie nur noch 6 Stunden 55 Minuten pro Nacht, was am Wochenende mit dann durchschnittlich acht Stunden zwei Minuten nicht mehr aufzuholen sei, meldet das Institut. Rund 30 Prozent der 15- bis 19-Jährigen seien ebenfalls chronisch übermüdet. Als Hauptschuldigen hat das Institut das Smartphone ausgemacht - von dem können die Jugendlichen auch unter der Bettdecke nicht lassen.