Fünf Worte sind es nur gewesen. Beiläufig sind sie gefallen, in der südwestschwedischen Provinz. Doch sie haben in Frankreich gewaltigen Wirbel ausgelöst. "Francois Mitterrand war mein Vater", hatte der Kandidat für die Parlamentswahlen, Hravn Forsne, dem Lokalblatt "Kungsbacka-Posten" anvertraut.

Und auch wenn der 25-Jährige die eigene Herkunft gemessen an Schwedens politischen Herausforderungen für zweitrangig erklärt hat: Die Franzosen haben ihr Urteil bereits gefällt: Der im November 1988 in der Pariser Vorstadt Boulogne-Billancourt geborene, auf den Namen Thomas getaufte Forsne, ist wohl tatsächlich Spross des im Januar 1996 mit 79 Jahren einem Krebsleiden erlegenen Staatschefs.

Sämtliche Indizien, die das ja nicht zum ersten Mal mit dem ausschweifenden Liebesleben eines Staatspräsidenten befasste Volk zusammengetragen hat, deuten jedenfalls darauf hin. Schon der Charakter des jungen Mannes erinnert an den illustren Franzosen. Wie einst der junge Mitterrand wirkt Forsne als Mittzwanziger fast schon altersweise.

Auf einem Facebook-Foto scheint er Mitterrand wie aus dem Gesicht geschnitten: dieselbe kräftige, aber keineswegs klobige Nase, dasselbe Entschlossenheit verratende Kinn. Dass die Mutter Christina Forsne, in den achtziger Jahren Paris-Korrespondentin der schwedischen Zeitung "Aftonbladet", in einem Buch ihre Liebesbeziehung mit dem 31 Jahre älteren Mitterrand öffentlich ausgebreitet hat, fügt sich ins Indizien-Puzzle. "Sie sprechen immer nur von Politik, Mademoiselle", soll der Staatschef der zum Exklusiv-Interview erschienenen Journalistin demnach gesagt haben. "Lieben Sie denn nicht das Leben?"

Last und Lust

Nach Art eines Sonnenkönigs pflegte Mitterrand nicht nur Last des Amtes und Lust der Lenden zu verbinden, sondern auch den daraus resultierenden Kindersegen konsequent geheim zu halten. Wie einst am Hofe Ludwig XV., wo die Gemahlin des Königs und seine Mätresse, Madame de Pompadour, unter einem Dach lebten, wohnte in einem Flügel des Elysée-Palasts die Gattin Danielle Mitterrand, im anderen die Geliebte Anne Pingeot mit der Präsidententochter Mazarine.

Der Vater bediente sich des Staatsapparats einschließlich des Geheimdienstes, um das Doppelleben zu verbergen. Erst kurz vor Mazarines 20. Geburtstag flog das Geheimnis auf. Paparazzi des Magazins "Paris Match" waren Vater und Tochter 1994 auf die Spur gekommen.

Während Mazarine es als verletzend empfand, vom Vater Jahrzehnte lang verleugnet zu werden - und dies heute noch voller Bitterkeit -, scheint Thomas alias Hravn keinen Groll zu hegen. Mitterrand war Sozialist, Forsne sucht sein politisches Heil in der bürgerlichen Mitte.

Er habe den Vater nur fünf bis sechs Mal getroffen, hat Forsne gesagt. Die Schweden sollten ihn danach beurteilen, wie er sei, "nicht danach, wie der Vater war". Auf Französisch hat Forsne das gesagt. Mitterrand hätte es nicht eleganter formulieren können.