Vater, Mutter, Kind. Der traditionelle Familienbegriff konservativer Gemüter war in den vergangenen Jahrzehnten einer starken Erosion ausgesetzt – allein erziehende Mütter und Väter, Patchwork-Familien, Eltern mit Adoptiv- oder Pflegekindern, gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit eigenem oder adoptiertem Nachwuchs, künstlich gezeugte Sprösslinge. Die neue, ab Sonntag Abend auf MTV Germany laufende Reality-Show "Generation Cryo" porträtiert nun eine mehr als ungewöhnliche Familie. Protagonistin der sechsteiligen Doku ist die 17-jährige Breeanna Speicher aus Reno (US-Bundesstaat Nevada), die als Tochter eines lesbischen Paares künstlich gezeugt wurde. Im Alter von drei Jahren trennten sich Brees Mütter Debra und Sherry, Bree lebt gegenwärtig bei ihrer nicht-leiblichen Mutter Sherry. "Bin ich so wegen meiner Mutter oder wegen dem Mann, den ich nicht kenne", stellt Bree jene Frage, die sie Zeit ihres jungen Lebens quälte.

Bree lernt Geschwister kennen

Ihre Suche nach dem leiblichen Vater beginnt auf der Website einer Organisation namens "Donor Sibling Registry", ihre einzige Information über den unbekannten Samenspender ist dessen Spendernummer 1096. Die Überraschung ist groß, als Bree feststellt, das 15 weitere Jugendliche, quer über die Vereinigten Staaten verstreut, von ein und demselben anonymen "Erzeuger" abstammen. Die 17-Jährige nimmt Kontakt zu ihren Halbgeschwistern auf, acht erklären sich dazu bereit, Breeanna kennen zu lernen. Die erste Reise ihrer Mission durch die ganze USA führt die 17-Jährige in die Südstaaten-Metropole Atlanta, wo Jonah und Hilit Jacobson gemeinsam mit ihren Eltern Terri und Eric leben. Beide lernten schon einige ihrer Halbgeschwister kennen, haben aber kein wirkliches Interesse daran, dem gemeinsamen Vater zu begegnen.

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Doch die Zwillinge willigen ein, ihrer "neuen" Halbschwester zu helfen, Jonah stellt sogar eine Speichelprobe zwecks DNA-Abgleich zur Verfügung. Das Engagement ihrer Kinder stellt die Eltern jedoch vor eine Belastungsprobe, vor allem Vater Eric ist alles andere als angetan: Ihm wird unter Tränen einmal mehr bewusst, dass er genetisch nicht mit seinen Kindern Jonah und Hilit verwandt ist – nicht der erste, höchst emotionale Moment der Show. Auch die gemeinsam mit Zwillingsschwester Molly und Bruder Will in Boston aufgewachsene Paige kann der Idee, mehr über ihren biologischen Vater herauszufinden, ursprünglich nur wenig abgewinnen, sie hat das Gefühl, ihren eigentlichen Vater zu "verraten". Doch das Trio aus Massachusetts unterstützt Bree ebenfalls bei der Reise in die Vergangenheit.

Ganz anders verhält es sich mit Jayme und Jesse, die bei ihrer allein erziehenden Mutter Janis in Kalifornien leben. Sie wollten schon früher Kontakt mit ihrem "Erzeuger" aufnehmen, wurden aber wegen ihres Alters zurückgewiesen. Nun, mit 18 Jahren volljährig, starten sie zusammen mit ihren Halbgeschwistern eine neuerlichen Versuch. Ganz anders "tickt" jedoch der zweite Jesse der Serie, seine biologische Herkunft bereitet ihm großes Unbehagen. Aufgrund der vermeintlichen Unfruchtbarkeit seines Vaters Jim war Jesse auf künstlichem Wege gezeugt worden. Drei Jahre nach seiner Geburt brachte Mutter Laurie jedoch Schwester Emily zur Welt – auf natürlichem Wege entstanden.

Höchst emotionale Odyssee

Für die neun Halbgeschwister, die nach Meinung von Jesse aus Kalifornien durchaus gemeinsame Charakteristika aufweisen, beginnt nun eine höchst emotionale Odyssee durch die USA, dokumentiert von den MTV-Kameras und Brees Video-Tagebuch. "Es wäre okay, wenn wir ihn nie treffen, aber es wäre nicht okay, es nicht zumindest versucht zu haben" schildert die 17-Jährige ihre Motivation. Wendy Kramer, Gründerin und Chefin von "Donor Sibling Registry" sowie eine der Produzentinnen der Show, stellt eine weitere, durchaus pikante Frage: "Bis jetzt haben wir immer das Recht des Spenders, anonym zu bleiben, höher eingeschätzt als das Recht des Kindes, mehr über den eigenen Vater zu erfahren. Wo bleibt das Recht des Kindes?"