Genau 391 Stunden war Reshma in der Dunkelheit gefangen, begraben unter den Trümmern von acht Stockwerken. "Ich versuchte die ganze Zeit, mich an der Hoffnung festzuklammern, aber in den letzten Tagen schlichen sich Zweifel ein", sagte Reshma Begum zu Reportern nach ihrer Rettung am Freitag. Als sie in den Ruinen des Fabrikgebäudes in Bangladesch auf Hilfe wartete, habe sie irgendwann gedacht, nie wieder die Sonne zu sehen.

"Ich schrie und rief um Hilfe"

Die 19-Jährige sei das jüngste von fünf Geschwistern und vor zweieinhalb Jahren aus ihrem Dorf im Nordwesten des Landes in die Hauptstadt Dhaka gekommen, erzählte ihr Bruder. Wie Hunderttausende andere arbeitete Reshma dort als Näherin; erst Anfang April soll sie den Arbeitgeber gewechselt und in der Textilfabrik New Wave Bottoms im zweiten Stock des Unglückshauses angefangen haben.

Als das Gebäude am 24. April gegen 9.00 Uhr in sich zusammenfiel, blieb Reshma unverletzt. Doch sie war gefangen. Mit einem Stock habe sie sich vorwärtsgetastet und versucht, durch kleine Löcher zu entkommen, erzählte sie der Zeitung "Daily Star". Als ihre Haar sich irgendwo verfingen, schnitt sie sie ab.

Erst nach gut 16 Tagen kamen die Retter in ihre Nähe. "Ich konnte sie da draußen hören, aber niemand hörte mich. Ich schrie und rief um Hilfe, immer und immer wieder, so laut ich konnte." Nach Angaben des Internetportals bdnews24.com fand sie in Rucksäcken ihrer toten Kollegen Kekse und Wasserflaschen.

Schließlich wurde sie gehört. "Bitte holt mich hier raus. Bitte", habe sie gefleht, berichten Retter. Reshma habe in einem drei Meter langen und zweieinhalb Meter breiten Hohlraum stehen und schlafen können, sagte Major Moazzem Hossain. Er stieg durch das enge Loch, das die Helfer vorsichtig mit Sägen und Hämmern geschaffen hatten, zu der Überlebenden. Reshma sei so dünn gewesen, dass sie problemlos durch das Loch gehoben werden konnte.

Familie gab beinahe Hoffnung auf

"Sie litt an Flüssigkeitsmangel und ihre Nieren funktionierten nur zu 45 Prozent", sagte der Arzt Azizur Rahman laut der Zeitung "Daily Sun". Sie leide an einem Trauma, schlafe schlecht und greife oft nach der Hand von Anwesenden.

Zweieinhalb Wochen hatten ihre Geschwister - Textilarbeiterin Asma, Müllhändler Zayed und Rikschafahrer Sadek - sowie Mutter Jobeda auf dem Schulhof gewartet, wo die Leichen aufgebahrt werden. Sie suchten auch in allen Krankenhäusern. "Wir hatten schon fast die Hoffnung aufgegeben", sagte Asma dem "Daily Star". Und Zayed fügte hinzu: "Wir warteten nur noch auf ihre Leiche, vielleicht ein paar Knochen, um ihr ein anständiges Begräbnis zu gewährleisten."