Die Europäische Partei für Tierrechte hat bei der Staatsanwaltschaft von Trient eine Klage gegen den Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti wegen der Tötung des „Problembären“ M90 eingebracht. Das Tier sei „ohne Betäubung mit schweren und unrechtmäßigen Leiden vor dem Tod erlegt worden“, hieß es in der Klage. M90 war vergangene Woche von Förstern im Trentino erschossen worden.

Es geht um die Tötung von M90 gemäß eines Erlasses von Fugatti, weil das Tier nach „Abschreckungsmaßnahmen, die sich als nutzlos erwiesen haben“, als zu „vertrauensselig“ und daher als gefährlich eingestuft wurde. „Mit der Eröffnung des Verfahrens wollen wir Gerechtigkeit für M90 und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Wir werden M90 nicht zurückbekommen, aber wir müssen ihm Gerechtigkeit verschaffen“, so die Partei in einer Presseaussendung. Die Entscheidung, den Bären zu töten, erfolgte nach einem Vorfall im Trentiner Tal „Val di Sole“. M90 war zwei Freunden gefolgt, die auf einem Waldweg in der Gemeinde Mezzana spazieren gingen. Der Bär hatte sich den beiden bis auf zehn Meter genähert und war erst dann weggelaufen.

Analysen ergaben, dass es sich um M90 handelte, ein Tier, das als gefährlich gilt, da es in der Vergangenheit wiederholt übermäßige Vertrautheit mit Menschen gezeigt hatte und sich häufig auf städtischen und stadtnahen Straßen aufhielt. Aus diesem Grund hat der Landesrat die Tötung des Bären beschlossen. Dank des Funkhalsbandes, mit dem er ausgestattet war, wurde der Bär von Förstern lokalisiert und erschossen. Tierschützer protestierten vehement. Mezzana liegt nur wenige Kilometer von Caldes entfernt, dem Dorf, in dem im April 2023 die Bärin Jj4 einen 26-jährigen Jogger tödlich verletzt hatte. Das Trentino hat vor drei Wochen einen Gesetzesentwurf gebilligt, mit dem das Wachstum der Bärenpopulation eingedämmt werden soll. Er sieht die Möglichkeit vor, bis zu acht Tiere pro Jahr zu töten. Ihre Zahl beläuft sich laut der jüngsten Schätzung auf über 100.

Laut dem Plan obliegt es dem Trentiner Landeshauptmann Fugatti, die Keulung problematischer Exemplare anzuordnen. Für den Antrag ist eine positive Stellungnahme des Landesrats erforderlich. In Italien hat sich seit dem Tod des Trentiner Joggers die Debatte über das Zusammenleben von Bär und Mensch zugespitzt. Tierschützer fordern immer wieder, Menschen für die wilden Tiere zu sensibilisieren oder Wildtierkorridore einzurichten. Nach Angaben der Provinz Trient hat die Anzahl der Bären in dem Gebiet seit Beginn des EU-Projekts „Life Ursus“ vor 24 Jahren massiv zugenommen. Statt wie geplant 50 haben sich etwa 100 Exemplare angesiedelt.